http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0459
Meckels: Gibt es Wahrträume?
455
phisch sehr wertvolles Buch unseres hochgeschätzen neuen
Mitarbeiters: Dr. med. Gg. Lomer (Nervenarzt in Hannover):
„Der Traumspiegel. Bilder und Wahrheiten. Ein
Traumbuch auf wissenschaftlicher Grundlage*, das schon
jetzt —Zeichen, der Zeit — nach Mitteilung des Verlegers
erfreulicher Weise viel gekauft wird (153 S., vorrätig beim
Verlag O. Mutze in Leipzig}. — Im letzten Kapitel: „Raum
und Zeit im Traum* findet sich dort der Nachweis, daß
wir den Raum im Traum ausschließlich als Symbol
erleben und dementsprechend auch der Zeitbegriff sich
wandeln muß, so daß aus dem Nacheinander der J)inge
für den Träumenden ein Nebeneinander — eine Frage der
Geschwindigkeit, nichts weiter — wird. Im prophetischen
Wahrtraum wird dieses Nebeneinander zur Tatsache, was
auf eine vierte Raumdimension hinzuweisen scheint. Zu
dem nur logisch erschließbaren Zeitlosen kann der menschliche
Geist schlafend in Beziehung treten, nicht mit seinem
grobstofflichen Leib, wohl aber mit seinem von den Okkultisten
so genannten „Astralkörper*, durch den er mit dem
uns unsichtbar und unhörbar umgebenden Kraftsystem
jenes übersinnlichen Reiches zusammenhängt, das „uns gebar
und uns im Tode wieder in sich zurücksaugt.* Wir selbst
sind demnach mit all unseren Eintagsgedanken nur ein
Augen blickssymbol, nicht mehr als ein Gedanke
Gottes in vergänglicher Erscheinung: „alles Irdische ist
nur ein Gleichnis*, ist ja das Schlußergebnis von Goethe's
Faust. — Was übrigens die symbolischen Wahrtraume
betrifft, so versichert die eigene Gattin des
Unterzeichneten, daß ihr selbst alle wichtigsten Familienereignisse
, insbesondere drohende Gefahren, bezw. Trauerfälle
durch solche im Schlaf einige Tage oder auch Wochen
vorher oder nachher, während sie nichts ahnte, angedeutet
wrerden. Um nur ein bezeichnendes Vorkommnis als Probe
anzuführen, träumte ihr vor vielen Jahren, als wir noch in
Stuttgart wohnten, während unsere beiden ältesten Söhne
auf der landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim als Angehörige
eines dortigen Korps studierten, sie befinde sich
allein im Stuttgarter Stadtgarten (einem öffentlichen Vev-
gnügungslokalj. Plötzlich sah sie dort unten an einer
Treppe, die zu der Wirtschafts- x errasse hinaufführt, einen
Eimer (Kübel) voll Blut, das auf den Boden überlief. Sie
erschrak heftig, wurde aber durch unser einige Zeit vorher
im 6. Lebensjahr verstorbenes Töchterchen Amanda getröstet
, das lächelnd die Treppe herabkam mit den Worten:
„Sei nur ruhig, Mama, es hat nichts getan*. Sie erzählte
diesen sonderbaren Traum Tags darauf oder kurz nachher
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1918/0459