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Hänig: Zwei Bücher vom inneren Leben.
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Das Buch beginnt mit einer Naturgeschichte des
Schlafes, in der die verschiedenen Begleiterscheinungen
dieses Zustandes (Ausschaltung der Sinne, Reizschwelle,
Tiefe des Schlafes, Gähnen, Schnarchen etc.) besprochen
werden und bringt dann die verschiedenen Erklärungsversuche
für das Wesen des Schlafes, wobei vernünftigerweise
mit den physischen Theorien begonnen wird. Die
Versuche, den Schlaf allein dadurch zu erklären, daß man
eine Ausschaltung der Großhirnrinde annimmt,
scheitern daran, daß Tiere, denen man auf künstliche Weise
das Großhirn entfernt hat, ebenso schlafen wie andere (18).
Weiterhin führt man den Schlaf auf verminderten
Blutandrang zum Gehirn zurück, da man z. B. bei gemachter
Blutleere im Gehirn I beobachtet hat, daß sich der
Blutandrang bei anderen Körperteilen während des Schlafes
steigert, aber diese Erscheinung erklärt sich nach Weber
dadurch, daß die Verdaunngsorgane ihr überflüssiges Blut
dorthin abgeben. Ferner glaubte man, da durch Anhäufung
von Stoffwechselprodukten vielfach ein Zustand entsteht,
der der Ermüdung sehr ähnlich ist, auch diese selbst als
eine solche Anhäufung von Stoff Wechselprodukten
erklären zu können, sodaß der Schlaf darnach als Heilmittel
davon su betrachten wäre, da unterdessen die verbrauchten
Stoffe wieder ersetzt werden können. Aber auch
diese Theorie ist insofern nic^t ganz einwandfrei, als die Ermüdung
auch als Schutzvorrichtung aufgefaßt werden kann,
die den Körper vor Schaden durch körperliche und geistige
Arbeit warnen soll (21). Jedenfalls ist diese Erklärung
nicht aliein ausreichend, da das seelische Moment oft allein
genügt, um Zeitpunkt und Dauer des Schlafes zu bestimmen.
Das führt Verf. zur Besprechung der StekeFschen und
Freud'sehen Theorien, also zur psychologischen Deutung
dieser Erscheinungen, soweit sie jetzt vorliegen. St. deutet
den Schlaf als Selbsthypnose, insofern der Mensch
selbst alle Tagesvorstellungen bei sich ausschaltet und sich
damit zum Schlafe zwingt (22.) Die Wahrheit wird auch
hier in der Mitte liegen. Müdigkeit muß sich mit
dem festen Willen, einzuschlafen, verbinden
und wir müssen uns, wie der Verfasser sagt, vorläufig mit
solchen Notbehelfen begnügen, bis wir die wirkliche Ursache
des Schlafes erforscht haben.
Nachdem dann noch der krankhafte Schlaf (Winterschlaf
, Schlafkrankheit, Schlafmittel etc.) und die Hygiene
des Schlafes sowie der Hypnotismus kurz berührt werden,
geht der Verfasser zu den Träumen selbst über. Träume
sind Vorstellungen und als solche Keproduktionen von
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