Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 548
(PDF, 147 MB)
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548 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 12. Heft. (Dazember 1918.)

seelische Prozeße auch ohne Zutun des Gehirns Zustandekommen
, muß es also gewissermaßen noch ein zweites, oder
ein erweitertes Bewußtsein geben. Dies hätte besonderes
Interesse für uns. In der Tat, wir müssen unterscheiden
zwischen dem Fünfsinnen-Bewußtsein und einem höheren
Bewußtsein, dem Denkbewußtsein. Das Denkbewußtsein
ist dasjenige Bewußtsein, das in dem von Sinnen-EinflüsFen
freien abstrakten Denken sich offenbart, wobei das sinnliche
Bewußtsein, das Tagesbewußtsein sogar in gewisser
Hinsicht störend ist. Belege hierfür geben okkulte Phänomene
wie: Sprechen in fremden Zungen, d. h. Sprechen in
einer Sprache, die nie erlernt worden war, Telepathie, Somnambulismus
, Visionen, Wahrträume, Automatisches Schreiben
, Wahrsagen u. a. — Bewußtseinsäußerungen, die die
Tätigkeit des sinnlichen Bewußtseins meist bei weitem übersteigen
.

Interessant ist das, was bereits der schon oft von mir
erwähnte Goethe über Produktivität sagt (Eekermann,,
Gespräche mit Goethe). »Jede Produktivität höchster Art,
jedes bedeutende Aper<ju, jede Erfindung, jeder große Gedanke
, steht in niemandes Gewalt und ist über aller irdischen
Macht erhaben. Es ist dem Dämonischen verwandt,
das übermächtig mit ihm tut, wie es ihm beliebt, und dem
er sich bewußtlos hingibt (Gehirnbewußtsem D. Verf.),
während er glaubt, er handle aus eigenem Antriebe . . ,fc
Als Produktivität irdischer Art betrachtet Goethe alles fcur
Ausführung eines Planes Gehörige, alle Mittelglieder einer
Gedankenkette, alles, was den sichtbaren Leib und Körper
eines Kunstwerkes ausmacht . .

Und an anderer Stelle: „ Von den Gedichten hatte ich
vorher durchaus keine Eindrücke und keine Ahnung,
sondern sie kamen plötzlich über mich und wollten augenblicklich
gemacht sein, so daß ich sie auf der Stelle instinktmäßig
und traumartig niederzuschreiben mich
getrieben fühlte. In solchem nachtwandle!ischen Zustande
geschah es oft, daß ich einen schief liegenden Papierbogeu
vor mir hatte und daß ich dieses erst bemerkte, wenn alles
geschrieben war... Ä

Die von dem Denkbewußtsein aufgenommenen Eindrücke
haben mit dem Organismus dann zu tun, wenn sie
die Empfindungsschwelle überschreiten, ins Hirnbewußtsein
übergehen, also zu Gehirnvorstellungen werden; es ist dabei
ganz gleich, ob sie aus eigner oder fremder Quelle stammen.
Bei nur undeutlicher Einwirkung hinterbleiben die sogen.
Ahnungen. Das Gehirn ist also nicht schöpferisch tätig,
es ist nur ein Filter, eine Durchgangsstation, ein Auf-


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