Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
45. Jahrgang.1918
Seite: 554
(PDF, 147 MB)
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b'A Psychische Studien. XLV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1918.)

heit spricht, und daß sie daher ihren ganzen Scharfsinn
aufwenden, um also Beanlagte entweder L Verrückte hin-
zustellen oder ihre Existenz zu bestreiten. —

Daß Locke das Angeborensein theoretischer und
praktischer Ideen bestritt, findet eine Erklärung möglicher-
weise darin, daß sie ursprünglich dein Unterbewußtsein angehören
und verhältnismäßig nur selten ins Tagesbewußtsein
dringen und dann auch nur als schwer nachweisbare dunkle
Gefühle auftreten. Auch hängt ihre Ueberführung ins
Oberbewußtsein von dem Vorhandensein eines inneren
Feingefühls oder Feinsinns ab, welcher rein materiellen
Naturen und einseitig intellektuell entwickelten, welche die
zwei Hauptklassen der zivilisierten Menschheit bilden, in
der Regel nicht eigen zu sein pflegt. Mit den angeborenen
Ideen mag es sich wohl ebenso verhalten, wie mit den
Ahnungen, welche auf unterbewußten Ideen oder Kenntnissen
beruhen, die sich im Bewußtsein als mehr oder
minder dunkle Gefühle geltend machen. Dieses innere Feingefühl
oder die innere Sensitivität deckt sich anscheinend
mit dem, was Jacobi den Vernunftglauben nennt. „Der
Vernunftglaube, die Vernunftanscbauung", sa$>t Seh wegler
in seiner Geschichte der Philosophie (Keelam's Universal-
ßibliothek) ^ist ihm (Jacobi) jetzt das Organ zur Vernehmung
des Uebersinnlichen. Als solches steht sie dem
Verstände entgegen. Es muß ein hölici es Vermögen geben,
welchem sich das Wahre in und über den Erscheinungen
auf eine den Sinnen und dem Verstände unbegreifliche
Weise kund tut. Dem erklärenden \ erstände steht gegenüber
die nicht erklärende, positiv offenbarende, unbedingt entscheidende
Vernunft, der natürliche Vernunftglaube*). Wie
es eine sinnliche Anschauung gibt, so gibt es eine rationale
Anschauung durch die Vernunft, gegen welche so
wenig eine Demonstration gilt, als gegen die Sinnesanschauung
." —

Der menschliche Verstand, er mag noch so scharf, so
kritisch, so glänzend sein, wird sich ewiglich in Irrtümer
verstricken, wenn er nicht von jenen intuitiven, ethischen
und ästhetischen Grundgefühlen und Grundgedanken geleitet
wird, welche die Grundzüge seines kosmischen Wesens
bilden. „Der Gedanke seheint frei zu sein," heißt es in
Tolstois Tagebuch, „aber im Menschen gibt es etwas viel
Mächtigeres, etwas, was den Gedanken leiten kann* und
leiten sollte. Dieses Mächtigere in ihm aber ist der kosmische
Geist mit seinem Urwissen, welches jene Kenntnisse

*) d. h. der der kosmischen Natur des Geistes gemäße Glaube.


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