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558 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1918).
bringen kann, wenn sie nicht am Weinstocke bleibt, so
auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt*)
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben: wer in
mir bleibet, und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn
ohne mich könnet ihr nichts tun.**)
Wenn Jemand nicht in mir bleibt, der wird wie eine
Rebe hinausgeworfen. — Wenn ihr in mir bleibt, und ich
in euch, so möget ihr bitten, was ihr immer wollet, es
wird euch gegeben werden.
Darin wird mein Vater verherrlichet, daß ihr sehr viel
Frucht bringet —;Ä der Weg, den uns der Dichter weist
wenn er sagt;
„Drum sei es dir bestimmt, den Pfad zu finden,
O hehrer Geist, zam Heiligtum des Alls!
Ergreif die Fackel, zeig' den Weg den Blinden,
Erleuchte rings den Kreis des EidenbalJs;
Zerreiß den Schleier, der den Abgrund deckt,
Wo Schnecke Zeit im Zauberschlaf sich reckt/
Das Fremdwort Inden Geheim Wissenschaften.
Yon Daniel Walter, Graz.3)
Im vorletzten Hefte der „Psych. Studien * ist die Fremdwörterfrage
zur Erörterung gelangt und zwar kommen darin
drei Stimmen zu Worte. Frau Hanna Zunk, eine deutseh-
fühlende Frau, verficht mit Wärme die Sprachreinigungs-
*) (Erläuternde Anmerkungen Dr. theol. Franz Alliolis)': „Woher zieht
die Rebe Leben? Von ihrer Vereinigung mit dem Weinstocke. Was empfangt
sie von demselben ? Was das Innerste in ihm ist, den Saft, von dem
er selbst lebt. In Jesu Christo lebt die menschliche Natur geistiger Weise
durch die Vereinigung mit der göttlichen Natur: dort schöpft sie den Geist
Gottes So muß auch durch Jesum Christum, wie durch einen Kanal, derselbe
Geist Gottes in uns übergehen, um uns, im angemessenen Verhältnisse,
zu innerlichen und göttlichen Menschen zu machen, wie Jesus Christus es
war. Unsere Vereinigung mit ihm ist unerläßlich, und durch ihn unsere
Vereinigung mit Gott, der als ein Geist uns, die wir irdisch sind, geistig
macht." — Vom psychologischen Standpunkt des Professors Gates läßt sich
gegen diese Auslegung insoweit nichts einwenden, alo daß, nachdem ein
jeder Mensch ein integrierender Bestandteil des Allgeistes ist, er sich im
individuellen Geiste selbst seiner Natur gemäß muß offenbaren können, und
zwar in dem Verhältnisse, als er die physische Natur, die ihn an seinem
wahren Ausdrucke hindert, überwindet.'1
**) „Nichts, w.-u» Wert fürs ewige Leben hätte."
*) Der Herr E'nsender schreibt uns zu dithem schätzenswerten Beitiag,
den wir in der Hoffnung, bei verdienten älteren Mitarbeitern dadurch keinen
weiteren Anstoß zu erregen, gerne zum Abdruck bringen (dat. 31. VIII. 18):
,,S. g. H.-Piof.! Als völkisch fühlender üeutschösterreicher sage ich Ihnen
für Ihr Eintreten für die Sache der öprachreinigung freudigen Daak. In
der Anlage ein kleiner Beitrag über den nämlichen Gegenstand. Ich möchte
ihn später zu einer Abhandlung über die Spraehe der Geheim wissen-
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