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560 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 12. Heft. (Desember 1918.)
gehören hierher auch die alten, meist „Ononiasticum* genannten
Wörterbücher, in denen die Kunstwörter einzelner
geheimwissenschaftlicher Forscher verdeutscht und der
dunkle Sinn einzelner Wörter aufgehellt wird.*)
Was lehrt nun ein Ueberblick über diese Heerschaien
geheimwissenschaftlicher Fremdwörter ?
Da ist zunächst eine altersgraue Schichte von Fremd-
und Lehnwörtern, die teils den Glaubenslehren der Alten
und dem Wunderglauben der Neuplatoniker entstammen,
teils dem Mittelalter angehören, dessen Gelehrtensprache
das Latein war. Selbst Paracclsus, der „Monarch aller
Geheimnisse*, der aller Anfeindung zum Trotz Deutsch
vortrug, mußte sich hinsichtlich der Fremdwörter den Ansprüchen
seiner Zeit fügen, formte darum Namen, wie
„Archäus*, „Evestruni*, „Yliaster* und sprach mit den
anderen von dem „corpus physieum*, der „Citatio*, „Trans-
mutat;oÄ und der ,subtilen Krait der Imaginatio*. Die
„lateinische Küche* der Geheimmedizin, die „chymische
Kunst* und das Gottsuchertum der „Initiierten* bescherten
uns unzählige fremdsprachliche Ausdrücke, die vorübergehend
das Bürgerrecht in unserer Sprache erlangten, nie
z. B. „aurea catena*, „lapis philosophorum*, tmumia*,
„quinta essentia*, „opus magnum* und „qualitas occulla*,
die Zaubergewalt der Rosenkreuzer; alles Ausdrücke, umwittert
von den Geheimnissen einer längstvergangenen
nostradamischen und faustischen Zeit. Diese abgelebten
Zeiten, um ein Wort Goethes zu gebrauchen, heckten auch
eine ganze Brut von Kunstwörtern aus, die auf -mantie,
-logie, -skopie endigen und zumeist zu den vielen Gattungen
der „Divination* und der „Magia specularia** gehörten. Ich
denke hier weniger an die altüberlieferte „Nekromanlie*
und Rhabdomantie* als vielmehr an Worte wie »Pyro-
mantie*, Hydromantie*, „Cosciusmantie*, „Metalloskopie"4)
usw., mit denen man ein ganzes Lehrgebäude aufgerichtet
hat. Baudi di V es nie zählt in seiner „GeFchichte des
Siemens, O ; Dupotet de SenLevoy: Elementare Darstellung destier
Magnetismus, verdeutscht von Dr. H Hartmann. Mit einem Versuch eines
Wörterbuches der magnetischen Kunstsprache. Grimma und Leipzig, it 51.
3) Brunfels, O : Onomasticon medieinae, magiae, alchemiae .t
astrologiae etc. Straßburg »534 ; Bodenstein, Adam von: Onomasti-
cum Paracrlsicum, Basel 1574; Thurneysser: Onomasticum, Berlin 1583 ;
R u 1 a n d , Martin: Lexicon alchimiae, Frankfurt 1612; Onomatolopu
curiota, artlficiosa et magica. Ganz natürliches Zauber-Lexikon, 1. AuJ.
Ulm 1759. 2. Auf! Nürnberg 1764.
4) Ein köstlicher Zwitter ist das lateinisch-griechiseh - französische
„Chartomancie". Ein Kraftgenie, das an der „Graphologie" nicht i-ein
Genüge fand, formte das schöne Wort „Chirogrammatomantie."
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