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562 Psychische Studien. XLV. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1918.)
rück. Diese zu scheu Blieben Klumpen geballten Häßlichkeiten
, denen man selbst in geheimwissenschaftlichen
Schrifttum unserer Tage begegnet, werden fremdgierigen
Halb wissern, die mit aufgeputztem Wissen und erborgtem
Schein prunken wollen, verdientermaßen zu Zungenübungen
und Fallstricken.
Eine Nachwirkung der bevorrechteten Stellung des Lateins
und des Griechischen im Kulturleben des Mittelalters
ist auch das Bestreben, alle Fachausdrücke der Wissenschaften
diesen beiden Sprachen zu entlehnen. Bei dieser
„Taufe der Wissenschaft* muß es sich der altjüdische
„ Pfeilzauber * gefallen lassen, in „Beioman tie" umgetauft zu
werden und das Tischklopfen scheint man als „T/ptologieu
oder auch „Sematologie"6) hörsaalfähig machen zu wollen.
Diese neuhumanistische Namenfindung ist leider bei einigen
verdienten Forschern geradezu zur Sucht ausgeartet. Im
Unterbewußtsein dieser Männer scheint die Vorstellung
mitzuwirken, als ob durch diese Art der äußeren Aufmachung
die Grenzwissenschaften für die Schulwissenschaften
vertrauenerweckender würden. So wollte Pertv Fern-
wirkung durch „Bilokation" ersetzen, Jankowsbi, der
Schöpfer des glücklichen Ausdrucks „gleiehzeitartig", versuchte
daneben Wörter wie „Iutuspereeption", „pistiologiselv*,
„ikasiologisch" u. a. m. in Aufnahme zu bringen. Maack
begründete eine Philosophie des „Thymismus^ und befürwortete
die Bezeichnung der Grenzwissenschaften als „Senologie
", während der zweifelsüchtige D e s s oi r und der von
ihm angefeindete Rud. Steiner für die Namen „Para-
psychologie4' und „Anthroposophie" werben. Auch der —
fsrLs klfidet gut/'und da1 wir' bereits einen „Galva™«,
„Mesmerisinus", „Braidismus" und „Puysegurismus" besitzen,
so haben findige Leute einen „Kardecianismus", „Eddyis-
mus", „Sladisrnus" und „Zöllnerismus"7) hinzuerfunden. Siehe
da den Völkerbund! Auch die Hilfsmittel und Vorrichtungen
unserer Versuchsanstalten benennt man in gleicher
Weise. Wir haben bereits „Emanuelektoren«, „Magneto-
meter", „Psychometer" und „Psyehographen". .,Volumetet",
„Typtographen" und „Spiritoskope". Besonders das Spirit o-
skop" macht einen würdigen, vertrauenerweckenden Eindruck
. Man denke nur an das Elektroskop! Nur daß in
diesem Falle die lieben Geister „ausschlagen".^
6) Dabei hat man garnicht beachtet, daß die Bezeichnung Sematologie
bereits in der Sprachwissenschaft im Gebrauch ist.
7) Vorschlag Prof. R. Seydel's in den „Grenzboten" v. 24.16. 1880.
R) Tn befremdender Weise hat man in früherer Zeit einen Schlafwandler
„Hypnoskop" und einen Wasserfühler „Hvdroskop" genannt. So
noch Dupotet de Sennevoy.
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