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Kurze Notizen.
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Schnabel ein Papier hielt mit der Inschrift; «Sei treu!*
und unter anderen Kleinigkeiten: „Er wird bleiben!"
Hierauf sah er nach einem großen Sturme, der mit
einem fürchterlichen Knalle aus den vier Ecken zugleich
endete, einen schwarzen Rauch über der Petri-Kirche aufsteigen
und in Flammen unter großen Wehklagen und
lautem Geschrei sich zerstreuen. Zuletzt zeigte sich ein
großes feuriges W in den Flammen über der genannten
Kirche, welchem allen ein fürchterliches Wehgeschrei folgte.
j^Lndreas aber zitterte, in Schrecken gesetzt, am ganzen
Körper."
«
Kurze Notizen.
a) Erscheinung eines Sterbenden. (Ein Kriegserlebnis
.) Es war im Frühsommer 1915 in La Vallee am
Oise—Aisne-Kanal, wo wir im Quartier lagen. Einer meiner
Kameraden, ein Dr. Fr., kam am Mittag von der Jagd zurück
und fiel mir durch sein ernstes Aeußere auf, das nicht
so recht in unsere fröhliche Tafelrunde — wir lebten harmonisch
wie eine Familie — paßte. Auf meine Frage, was
ihm denn über die Leber gelaufen sei, sagte er etwa folgendes
: „Herr Rittmeister, ich hatte eben ein Erlebnis, das
mich innerlich sehr beschäftigt. Ich sah plötzlich, als ich
durch den lichten Wald ging, um etwas für unseren Tisch
zu schießen, einen meiner intimsten Freunde aus Wördlin-
g<m vor mir stehet! und hörte ihn deutlich sagen: ,,Ernst>
lebe wohl." Dann war er ebenso plötzlich verschwunden.
Daraus folgere ich, daß ich nun fallen werde." Ich erwiderte
, daß dieser Schluß meines Dafürhaltens falsch wäre,
daß vielmehr diesem Freunde offenbar selbst etwas zuge-
stossen sei. Ob er im Felde oder krank sei ? Die erste
Frage verneinte der Herr — Dr. phil. und im Frieden
Apotheker in JSTördiingen — und behauptete, von einer
Krankheit desselben nichts zu wissen Ich bat ihn darauf,
sich die Zeit des offenbar telepathischen Erlebnisses genau
zu notieren und den näheren Umständen nachzugehen, wie
auch ich mir den Vorfall aufsehrieb. Nach wenigen Tagen
las Dr. Fr. in der von ihm gehaltenen „"Nördlinger Zeitung
* die Todesanzeige des Freundes. Ich bat ihn, die
Witwe nach dessen letzten Stunden zu befragen, worauf
die Antwort eintraf, der Verstorbene habe ihr noch kurz
vor seinem Tode Grüße an seinen Freund Dr. Ernst Fr.
aufgetragen. Die Todesstunde stimmte annähernd überein
mit der, in welcher mein Tischgenosse die Erscheinung gehabt
hatte. Sollte jemand an der Zuverlässigkeit meiner
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