Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 3
(PDF, 171 MB)
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Schemmzky: Reichenbach. Ein Gedenkblatt zu s. 50. Todestag«. 3

Freiherrnstand. So konnte er sich nun stolz schreiben:
l~)r. .K^arl F^reiherr von Reichenbach.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Schlot
Heisenberg bei Wien. Erst in dieser Zeit machte er sich
durch die odischen Untersuchungen bekannt. Das »Od*
(aus dem nordischen Odin, in der Bedeutung „All") ist in
derReichenbach'sehen Definition eine z wischen Magnetismus,
Wärme, Elektrizität und Licht stehende Kraft, welche auf
den menschlichen Nerv reagiert. Es soll Gesehmäeke, Gefühle
usw. auslösen, und zwar fe nach der polaren Verschieden-
heit. Ausgestrahlt wird das Od von Kristallen, Magneten,
organischen Körpern usw. Reichenbach erklärt durch das
Od die Abneigung gegen gewisse Personen, Farben und
Gegenstände. Die Wirkungen desselben werden nur von
«überempfindlichen« Individuen, sog. Sensitiven empfunden.

Knapp vor seinem Tode verkaufte er seinen Besitz in
Wien und zog nach Leipzig, wo er starb. Das Schloß
Reiffenberg, h? dessen Mauern Büchenbachs geheime, noch
heute nicht aufgefundene Dunkelkammern sich befanden,
ging in Privatbesitz über. Vor einigen Jahren kaufte es
die Stadt Wien an, baute es um und machte ein Hotel
daraus. Während des Krieges diente Schloß ÄKobenzlw
wie es jetzt heißt, als Rekonvaleszentenheim für verwundete
Offiziere. Zu Reiehenbachs Zeiten ging niemand gern beim
Schloß vorbei, und wenn er 6s dennoch tun mußte, so schlug
er im Stillen ein Kreuz. Denn der, der dort oben hauste,
der wußte mehr, als alle die, welche am Fuße seines Sehloß-
ber«:s wohnten. . . . Heute ist freilich ein anderes Leben
dort eingezogen.

An einem wunderschönen Spätsommerniorgen ging ich
mit dem Urenkel Reichenbachs am Schloß vorbei, ülsere
Gedanken weilten bei ihm, in vergangener Zeit. Langsam
umgingen wir das Schloß, an dessen rückwärtiger Front
zwei kleine Türmchen noch das Wappen des verstorbenen
Freiherrn zeigen. Da schallte lautes Lachen aus den Räumen;
doch meine Seele fühlte eine leise Wehmut. Ich sah im
Geiste hier den greisen Forscher walten und ich fragte mich,
warum er wohl das Bittere kosten mußte, warum er mißverstanden
und verhöhnt gestorben war? Dies wehmütige
Gefühl hielt auch noch stand, als wir beide stumm die
Straße abwärts schritten und ich in einem letzten Blicke
von dem Schlosse Abschied nahm, das halb bereits sich in
tlen Bäumen seines Parks versteckte.

*

1*


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