Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 10
(PDF, 171 MB)
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10 Psychische Studien. XLVL Jahrg. 1. Heft. (Januar 1919.)

die wir Zeit nennen — noch verborgen sein, deren Schleier
eben dazwischen in freilich unerklärlicher Weise reißt und
dadurch die Ewige Gleichzeitigkeit, d. h. Zeitlosigkeit der
Dinge an sich, die Unwirklichst der Zeit enthüllt.

Ich will hier nicht eingehender auf das Problem .Kant"
zu sprechen kommen, de/ja die mirakelhatte Unwirklich-
keit der Zeit in keiner Weise „bewiesen", sondern rein
scholastisch behauptet hat.9) Ich halte hier mehr von der
Berufung „ad hominem", von dem Hinweis, daß bei einer
Zeitlosigkeit der Dinge jedes Geschehen, jeder Fortschritt,
jede Entwicklung, jede Erzielung von Neuem und Besserem
ein Unding wäre — daß dann jede Ethik, die doch
auf „Aenderung" der Gesinnung, des Charakters, der Handlung
dringt, einfach ein Gewäsch wäre, und dann Schopenhauers
apathischer „Intelligibler Charakter' aliein gälte : „Ich,
der Lebende, bin schon der Leichnam — ich, der Mörder,
bin auch schon jetzt der Reuige von „später»; beliebt ihr
doch, mich schon jetzt so zeitlos zu sehen, statt euren
Zeitirrtum mir anzurechnen F Aber dagegen erhebt sich
gerade der tiefste Wille der Persönlichkeit, dexm all^r
Wille strebt, etwas Noch - nicht - vorhandenes in die Wirklichkeit
zu setzen, etwas im Inneren Keimendes in der
Außenwelt auszureifen. Die Willenlosen mögen sich freilich
auf das Lotterbett der Unzeitlich keit legen. Und ebenso
erhebt gegen Kant das Herz, das tiefste Gefühl derjenige
^ Einspruch, der den Schmerz der Trennung von geliebten
Menschen, die Erinnerung an vergangenes Glück,
die Hoffnung auf Wiedervereinigung kennt; die Herzlosen
mögen die Alleinerleiheit der Zeiten, Zustände und Taten
vorschützen. Ein höllengrausamer Wahnsinn, gleich Nietzsches
metaphysischem Kinematographen der Ewigen Wiederkehr
aller Dinge, wäre dieser Schleier der Maja.I0)

Aber die wahre, klaristische Erkenntnis der Naturvorgänge
und so des Zweiten Gesichtes löst dieses törichte
Dilemma. *

Es waltet ja nicht nur im Psychologischen das Gesetz
der Schwelle — der Umstand, daß eine Erscheinung, ehe
sie wahrzunehmen ist, erst einen ganz bestimmten Stärkegrad
erreichen muß, vor dessen Erlangung sie zwar unwahrnehmbar
, aber doch tatsächlich schon in einem Vor-
zustande gegeben ist; bevor einer ins Zimmer tritt, muß
er jenseits, bei der Schwelle angelangt sein und dann diese
überschreiten, üeberall vollzieht sich das Geschehen in einem

9k, Vgl. meine Schrift „Kant und die gefesselte Wissenschaft"
(1909, Halle, Hettler), desgl. Z. d. N 130 f.
«) S. Elisarion, „Neuer Flug", S. 51—54-


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