http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0016
12 Psychische Studien. XLVl Jahrg. L Heft. (Janaar 1919.)
faltung der einzelnen Eigentatmacht (Aktiden und Hirne-
roen) und demnach auch ein rhythmisch vorbedingtes
Zusammentreffen verschiedener dynamischer Einzelentfaltungen
. Ja, es fragt sich, ob nicht überhaupt nur solche
Dinge in ein schicksalmäßiges Zusammentreffen geraten
(— nicht jede örtliche Gemeingegenwart ist von Belang ~~ ),
deren Eigenrhythmen verwandt sind. Sein
Rhythmus ist das Schicksal eines Dinges; wie er dessen
inneres Streben und äußeres Wirken lenk% seinen Charakter
und seinen Stil, ja, wie die Gestalt eines Wesens eine
eigenrhythmische Klangfigur, l*2) eine Hieroglyphe seiner
Seele ist» — so stammen aus seinem Rbythmu^ die Ereignisse
, Taten und Geschicke; darauf gründet sich ja auch
die Möglichkeit der Chiromantie. „Sui quisque fati faber.*
Statt äußerlich: „le s+il c'est i'honime" sollte man in kla-
ristischer Vertiefung sagen: der Eigenrhythmus ist der
Mensch.
Im Begriffe des Khyihmus liegt das Wif derauf treten
<]?e Wiederholung ; und der lebendige, klaristische Wesens-
rhythmiLi, der das Werden und Reifen der Seelen, Dinge,
Tatmäcfcue zum Ausgaugspunkte hat, bedeute eine sich
steigernde Wiederholung. TTmgekel1 rt stellt jede
frühere, auch verborgene Phase einer einung diese in
zwar gedämpfter, doch innerlieh verwandter Weise dar, und
(hr längstvergangene Vor rJiythmus eines gegenwärtigen
Vorganges oder der jetzige V orrhylhmus eines weit zukünftigen
Ereignisses stellt mikrorh vth misch das
vor, was das Vollgescheheu m a k r o r h y t h m i s e h, sichtbar
, verwirklichen wird. Die Fähigkeit, auf vorlaufen
de Mikrorhvthmen zu reagieren5"') und das
mikrorhythmische Thema makroskopisch — in gestaltete«
Schauen — um^usptzen, sozusagen auf den Fangschirm des
Bewußtseins zu projizieren, bildet die Grundlage de? zweiten
Gesichtes, was aber „Uebersetzungsfehler* durchaus
nicht ausschließt. Das zweite Gesicht durchschaut wie in
«inem geistigen Mikroskope die ganze ^rhythmische Struktur
eines dynamischen Komplexes (— sogar mit scheinbaren
Zufälligkeiten, wie des Namens einer zukünftigen
Schicksalsperson14) ), der im Zeitlichen etwa das darstellt,
was eine Keimzelle im Räumlichen, die ja auch die ganze
spätere organische Gesamtentfaltung, Sonderung und Gliederung
in so mannigfaltigen Formen doch bereits anlage-
w) S. Z. d. N. 380, 394, 604 t
:») S. Z. d. N. 389. 391 i., 472/74, 499 f.
t4) Vg*» Dr- Max Kemmerieh: „Prophezeiungen'i (1911. München,
Langen) g. 373 i.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0016