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Oerter: Das Geheimnis des Spukhauses in Oels.
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ebenso wie er selbst keine Ahnung von den tatsächlichen
Vorgängen hatten, d. h. sie nicht miterlebt hatten. Daran
ändert auch die Tatsache nichts, daß er die Familie Fenske
zuzog, denn einmal sind deren Mitglieder nicht gerichtlich
als Zeugen vernommen worden, sondern sind im Gegenteil
Partei, und andermal schätzt Herr Rechtsanwalt Bohn die
Urteilskraft dieser Leute selber äußerst gering ein. So
sagt Bohn auf S. 21 seines Buches von den Fenske'schen
Eheleuten, daß Tsie sich nicht immer gleich geblieben seien
und zwischen einer natürlichen und einer übersinnlichen
Erklärung geschwankt und danach ihre Aussagen unbewußt
gefärbt hätten*. Auf S. 40 seines Buches nennt er die
Fenske'schen Eheleute sogar „unklare Köpfe* und sagt
weiter: „sie pendelten zwischen Aufklärungsfieber und
Geistesschauer hin und her, sind geistergläubig und kritiklos
*. Danach mag Bohn die Verantwortung dafür fragen,
daß er, als geeignete Gutachter seiner Aufklärungsexperi-
nunte unter Verzicht auf die gerichtlich vernommenen
Zeugen sich mit der Zuziehung , unklarer und kritikloser
Köpfe* und solcher Personen begnügte, die die ganzen
Spukvorgänge überhaupt garnicht wahrgenommen hatten.
Die letztere Gruppe, darunter der von Bohn erwähnte
Hausbesitzer Seidel, waren also garnicht in der Lage, Vergleiche
anheilen zu kInnen, denn wer zwei Dinge
miteinander vergleichen will, der muß sie
doch mindestens beide gesehen haben oder
kennen. Herr Seidel zumal, den Herr Bohn zuzog, war
die allerungeeignetste Persönlichkeit, da er als Vorsitzender
des Hausbesitzervereius naturgemäß im Banne von dessen
wirtschaftlichen Interessen stand und im Mieter Fenske,
ler sich gegen die heiligen Rechte der Hausbesitzer auflehnte
, den natürlichen Gegner sah. Deshalb hat auch
Seidel, im Gegensatz zu Bohn, in Fenske von vornherein
und ununterbrochen bis zuletzt den Täter gesehen, der de»:
Spuk nur hervorgerufen habe, um seine Wohnung kündigungslos
räumen zu können.
Wirklich nchade darum, daß wir Geriehtszeugen nicht
zugezogen wurden. Ich glaube freilich kaum, daß ein einziger
von uns Herrn Bohn oder Herrn Seidel gesagt hätte,
daß ihre Keller« und Waschhausexperimente den von uns
beobachteten Vorgängen glichen. Ich gebe wohl die M ö g ~
]ichkeit zu, daß irgendwelche Geräusche, die man an der
Schornsteinöffnung im Keller oder Waschhaus erzeugt, in
einer der Wohnungen des Hauses oder meinetwegen auch
in mehreren seiner Räumlichkeiten gehört werden können,
nie und nimmermehr aber wird es, wenn Herr Bohn und
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