http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0023
Oerter; Das Geheimnis des öpakhauses in Otis.
19
dem Bergeanten Emil Fenske, der im Zivilberuf Ziegeleiverwalter
war. Beide machten auf mich und ebenso später
auch auf alle anderen Beteiligten den Eindruck von zwar
übernervösen, sonst aber hochanständigen und treubiederen
Menschen. Der Ehemann Fenske bestätigte mir zu meinem
Erstaunen alles, was seine Frau mir gestern erzählt hatte,
und fügte noch manches Interessante hinzu. So z. B. erzählte
er, daß er das Empfinden habe, als ob, seit der
S?uk eingesetzt, nicht nur hinter seinen Kindern eine
feindliche Macht her sei, sondern daß eine solche auch
ihn und seine Gattin zu trennen suchte. Oft, wenn er ihr
zum Abschied die Hand gebe oder sie beim Abschied
küssen wolle, würden sie beide wie von einer unsichtbaren
furchtbaren Gewalt auseinandergerissen. Auch gerate öfters
die Matratze, wenn er sich zu Bett lege, in schwingende Bewegung
, bis ihn schließlich dieselbe unsichtbare Gewalt aus
dem Bett werfe. Die Ehefrau bestätigte dieses. Ich nahm
schließlich die Klage, allerdings mit dem Zusatz „Auf ausdrückliches
Verlangen aufgenommen* zu Protokoll. Ich
tat schließlich auch das, was sehr naheliegend war, nämlich
ich sagte den Fenske'sehen Eheleuten auf ihr wiederholtes
Bitten, mich doch selbst zu überzeugen, zu und ging noch
um selben Abend in Begleitung meiner Frau in ihre Wohnung
Kaiserstraße lb. Wir hatten kaum die Räume betreten
, als wir schon die verschiedensten Klopfgeräusche
hörten. Besonders auffallend war das Klopfen im Holz
der Bettwände und ein lautes Kratzen daran, das so klang,
als ob ein großes Tier mit gewaltigen Krallen darüber
fahre. Aus verschiedenen Ecken erklangen Kuckucksrufe,
jedoch in einem so unendlich feinen Ton, daß eine Nachahmung
durch eine Menschenstimme ausgeschlossen erschien.
Dann erklangen die Töne einer Geige in der Tonleiter abwärts
, und hinter den beiden Mädchen sahen wir, besonders
wenn sie aus dem einen in das andere Zimmer gingen,
einen etwa erbsengroßen Funken von bläulicher Farbe
schweben. Wenn die Kinder sich ins Bett legten, verschwand
der Funke in der Gegend des Kopfendes des
Bettes. Ich wiederhole, daß die Klopftöne ganz deutlich
im Holz der Bettwände erklangen, wovon wir uns durch
Anlegen des Ohres wiederholt überzeugten. Das Klopfen
war oft so stark, daß man es draußen auf der Treppe hätte
hören können und es klopfte, wenn man selbst gegenklopfte,
heftig zurück. Eine natürliche Erklärung für alle diese
seifsamen Vorgänge, die aller Naturgesetze zu spotten
schienen, hatten wir nicht, nur schien uns ein Brausen, das
minutenlang in der Küche hörbar war, natürlichen Ursprungs
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0023