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20 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1919.1
zu sein, weil es so ähnlich wie das Rauschen einer Wasserleitung
oder das Brausen eines Venlilators klang. Wir
gaben ebenso wie die anderen Zeugen dieses Geräten
auch nur deswegen vor Gericht an, weil uns der Richter
aufforderte, alle Geräurehe zu nennen, die wir in der
Fenske'schen Wohnung wahrgenommen hätten. Eine ganz
bestimmte Erklärung des Ursprungs dieses Rauschens hatten
wir natürlich nicht. Ich muß desLaib die Aeußerung
Bohns auf Seite 27 seines Buches im Namen aller Zeugen
zurückweisen, daß man sich ein Bild von der Befangenheit
der Zeugen machen könne, wenn ihre Beobachtung schon
bei der einfachen Tatsache versage, daß das m der Küche
zuweilen hörbare Brausen auf die Wasserleitung zurückzuführen
sei. Ich hebe hierbei hervor, daß wir im ganzen
12 Zeugen waren und nicht nur 5. Das Gericht hat abei
von den 12 Zeugen nur 5 vernommen, obwohl vor der
Türe des Gerichtssaales noch mehr Zeugen weilten, wie
z. B. Frau Landgerichtssekretär Lassmann und Tochter
u. a. m., weil es den 5 Zeugen glaubte und demnach den
Sachverhalt für genügend aufgeklärt hielt. Auch aus dei
Mitte der nicht gerichtlich vernommenen Zeugen heraus
wurde ebenfalls, wie ich hiermit ausdrücklich feststelle, die
Vermutung ausgesprochen, daß das Brausen von dei
Wasserleitung herrühren könne, so daß wir alle auf dickes
Geräusch keinerlei Wert mehr legten. Herr Rechtsanwalt
Bohn versucht also vergeblich, die Urteilfähigkeit
der Zeugen herabzusetzen, wenn ihm auch zur Entschuldigung
dienen mag, daß er meine der Wahrheit entsprechende
Sachdarstellung bei Abfas&ung seines Buches wohl noch
nicht gekannt hat.
Abgesehen von diesem Brausen aLo, für dessen Herkunft
wir nur Vermutungen hatten, hatten wir keinerlei
Erklärung für die seltsamen Geräusche in der Wohnung
der Fenske'schen Eheleute. Es bedarf auch keiner Ausführung
, daß diese Geräusche, besonders im Dunkel der
iNaeht, geeignet waren, nicht nur bei* ängstlicheren Gemütern
, sondern auch bei nerven stärkeren Personen ein gewisses
unheimliches Grauen auszulösen, dem sich der Mensch
besonders dann nicht entziehen kann, wenn er sich ^ voi
etwas Rätselhaftem, ins Uebersinnliche Spielendem, sieht.
Jedenfalls konnte ich jetzt die eingereichte Klage begreifen
.
Da das, was ich an jenem Abend in der Fenske'seheu
Wohnung erlebt hatte, zu seltsam, zu unfaßbar war, ho
sollten sich auch andere davon über zeugen, weil ich es
jedem Menschen nachempfinden kann, wenn er beim bloßen
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