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%J4 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1910}
ständig die in den lebenden Zeitgenossen schlummernden
Leidensehaften ohne Zuhilfenahme latenter psychischer
Energien, die plötzlich wieder bei den Nachkommen kinetische
Form annehmen. Und wie sollen gar Erdkatastrophen, die
auf physikalischen Gesetzen beruhen. psychisch veranlaßt
werden? Für die Lokalisierung der psychischen Kraft
eines Verstorbenen scheint mir der S. 57 angeführte Fall
nichts zu beweisen. Er läßt sich durch Gedankenübertragung
vom Hausherrn auf das Medium erklären. Es war auch
nicht das betreffende Zimmer, sondern die Postkarte, die
entsprechende Gefühle übermittelte. Winde ihr letztere
aus der Hand genommen, benahm sich das Medium normal;
pachdem sie selbe wieder in die Hand genommen, begann
die Erregung wieder. Bei dem S. 49 oben angeführten
Fall des Ti^ehklopfens können die Klopftöne wohl ohne Vermittlung
des Mediums vom Unterbewußtsein des G. se!b-r
veranlaßt wrorden sein. De* Blick in die Zukunft dürfte
durch den S. 4<* (unten; gegebenen Erklärungsversuch dem
Verständnis nicht näher gebracht werden; denn e^ bleibt
noch zu erklären, woher denn die in uns bereits latent vorhandene
Erkenntuis (des Zukünftigen) kommt. Ueber de»»
Hund „Rolf* und die Elberfelder Pferde wäron auch die
Veröffentlichungen Wasmanns in den „Stimmen der Zeit"
zu beachten gewesen, die in der Beurteilung der Wunder-
leistungen dieser Tiere doch sehr zur Vorsicht mahnen.
Bedauerlich ist, daß die Medien (S. 45) nichts darüber au-
ragten, wie sie zu ih-em außergewöhnlichen Wissen kommen
bezw. zu kommen glaubten. Nach der S. 80 gegebenen
richtigen Definition von Telepathie gehören die S. 36
unter b aufgeführten Fälle nicht hierher, da es sich um
prophetische Träume handelt; dasselbe gilt von dem Fall
S. 39 b; was aber S. 87 unten berichtet wird, ist kein Vorgang
, der sieb erst nach der Wahrnehmung ereignete; dem
nm 13. Juni hatte bereits die Psychoanalyse des Briefe*
stattgefunden und erst in der darauf folgenden Nacht war
der Traum Wenn bei der Erwähnung mI^s Vorhersehen^
zukünftiger Ereignisse fS. 31) die Malachiasprophezeiung
zitiert und auf die Artikel in der „ Allg. Zeitung* verwiesen
wird, so bleibt der Leser im Unklaren, welches das dort
ausgesprochene Urteil über die angebliche Prophezeiung
ist; aber die kirchengeschichtliche Forschung hat diese
Prophezeiung als Falsifikat des 16. Jahrhundeits erwiesen
(ver|l. Sellin, in der Festgabe für Fnxke 1904 u. „Lehr-
buch der Kirchengeschichte* von Fujik-Bihlmeyer* 1911,
S. 662). Die S. 4 gegebene Definition des Begriffs „Okkultismus
* als tein noch nicht erforschtes Gebiet der Wissen-
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