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28 Psychische Stadien. XLVJ. J&hrgr. 1. Heft. (Januar Kll ».»
geben und die Bedenken völlig verschwelen, lieber gar
kein Popularisieren als solches, das Ignorieren von wichtigen
Tatsachengruppen und gegenteiligen Ansichten für nötig hält.
Zum Thema übergehend erst da** AUci notwendigst'*
an Tatsachen! Wie jedei weiß, Ux, die Hauptbedingung
unseres men.-ehliehen Geistesleben« das Gehirn. Die Forschung
fand in mühsamer Arbeit, daß das Gehirn aus Nerven -
z-jllen, Nervenfibrillen und Stützsubstanz, die dh* Zwischen-
räume ausfüllt, besteht. Die Fibrillen bilden ein sehr
leines Neta, da-? die Zellen untereinander verbindet, sie verlosten
ab^r auch das Gehirn und stellen die verbindui.g
mit dem übrigen Körper, besonder*? micU mit Haut, Muskeln
und Sinnesorganen dar. Sie stellen also gewissermaßen iüe
Telephondrähte vor. die die Gauglienzellen ~~ - sozusagen
die Telephojuippnrate rmd Umschaltestellen — miteinander
verbinden. Die Ganglienzellen finden <ich hauptsächlich m
der Gehirnrind»* und in du »er lie^t, wie dr» KrfJirung
gezeigt hat, der Schwerpunkt der Gohirntäiigk« it; \on der
Gehirnrinde sim> im besonderen die mit Bewulh cinher-
gehenden Vorgänge ahhiing'g. Die einzelnen Gebenden der
Gehirnrinde stehen nun mit verschiedenen Fi uktioneu in
Beziehung, das Sthzentrum ist ein anderes als da-* Hör-
zentmm, uno wieder im anderer Stelle lie^t d<i^ Zentrum
für *jie Armni isknlatuu die Zun<>e u. ^ In diese Zentren
Prahlen v< n der daiunterliegenden Iiinu;;a-e und schließ-
i eh von der Peripherie ^Sinnesorgane, Haut, Muskeln usw.)
Nervenfasern hinein, bez. de «*trahln:i nach dorr hinaus
Gewisse Iiindenfeide«1 haben ober wenig sd"b-* Fasern,
-ondein überwiegend Fibrillen, die ^ie mit den oben
i rwälmten Zentren in W hmdung setzen (A^odations*
fasern); und zwar hat man Grund m der Vnnalune, daß diese
(hegenden zu de*i psychischen Tatsachen des (h dü^ai-d-ws
d<:< Denken ihw. in Beziehung stehen. Demnach ht anzunehmen
, daß z. B. die Erinnerur gefehlt r de- vhens von
den Wahrnehmungsfeidern de-* Sehen** ver-chicden sind.
Die Aufgabe eh:or mechanistischen *Gehir iphysiolotoV
muß es nun sein, mit rein mechanisch* n Begriffen ohne jede
Herbeiziehung der IVvchologie zur Erklärung der Tatsacht n
des Geistesleben« zu gelangen. Will man also auf diese
WeL-e etwas erklaren, darf man beispielsweise, wenn ich
das Wort „ Rf /cn" höre und deshalb zum Fester hinau-
schaue, nicht sagen, das sei doch leicht verständlich, da der
Sinn des Wortes dazu auffordeie. Auch gjht es nicht
an, wenn ich die Namen einiger Philosophen nennen will
oder soll und nach kurzem Besinnen Leibniz und Kant
nenne, zur Erklärung zu sagen, da gebe eigentlich «>ar-
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