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Literaturbericht.
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sich die Vernunft dagegen sträuben mag. Er las mir die
tiefsten Geheimnisse aus der Seele, und, was noch unfaßbarer
ist, er erzählte mir auch das Leben und Wesen meiner
Eltern und meiner verstorbenen Frau. Ich sprang vom
Stuhl auf: „Woher wissen Sie das? Sie haben sich darüber
belehren lassen!* »Von wem"*, antwortete er lächelnd.
„Ich erlebe es selbst, indem ich meinen Geist ganz ausschalte
und Ihr Wesen auf mich überströmen lasse." Ich
mußte verstummen und es blieb mir nur noch das Staunen.**)
Literatur be rieht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Bachhandlung
von OswaH Matze, Leipzig, Lmdenstrafie 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Jenseitsrätsel. Ein Novell enbuch von Frdr. Feerhow v. Laura Wiesen,
mit 12 Bildern v. \lfr. Kubin. 416 S. München 1918, Gg. Müller.
Frdr. Feerhow, hinter welchem sich ein österreichischer Arzt
verbirgt, ist längst als einer der eifrigsten und erfolgreichsten
Vorkämpfer für den naturwissenschaftlich gegründeten Okkultismus,
namentlich im Sinne v. Reichenbachs und Durviiles bekannt geworden
. In dem vorliegenden Buche lernen wir ihn nicht nur als
einen sammelnden Literaturfreund kennen, sondern er versucht sich
auch selber in der okkultistischen Erzählung, so in einer Bearbeitung
der bekannten Doppelgängergeschichte eines Lappländers, der, durch
Räacherungen eingeschläfert, seinen Doppelgänger in die Ferne nach
der Wohnung eines der Prüfenden entsendet und den Beweis für
seine dortige Anwesenheit erbr ngt Auf einige andere bekannte
Erzählungen (z. B. Stücke aus Justinus Kerners „Seherin von Pre-
vorst*, Frdr. Halms „Marzipanlies***, Heinr. v. Kleists „Bettelweib
v. Locarno* und „Eine Gespenstererscheinung", schließlich Peter
Hebels ergötzliche Geschichte vom „wohlbezahlten Gespenst* und
die „merkwürdige Gespenstergeschichte11) aus der älteren Literatur
werden erfreulicherwei«e wieder in Erinnerung gebracht. Lead-
beaters Geschichte vom „Geist als I okomotivführer* ist vielleicht
manchem Leser aus dem Buche „Gibt es eine Widerkehr?* bekannt,
und „der gestohlene Körper41 v. S. G. Wells wurde einmal im Z.
f. O. veröffentlicht. Da^u bietet der Band auch eine Reihe anderer,
erstklassiger Novellen, so die Theatergeschichte „Laertes* von dem
bekannten Dichter Karl Hans Strobi, „Avataru von Theophiie Gautier
, ,Tom Neerwmdt* v. Hermann Eßwein und „die Tragödie einer
Seele* von Villiers-Stuart. Sie alle gehen den geheimen, über-
normalen Lebensäußerungen der menschlichen Seele nach und zeigen,
wie der Mensch tatsächlich schon bei Lebzeiten tiefer und umfassender
im „Jenseits" der sinnlichen Erfahrung wurzelt, als die
landläufigen Auf klärer Weisheiten auch uns ahnen lassen.% Durch
die Betonung des Dichterischen wird nun auch einmal das künstlerische
Bedürfnis vieler Okkultisten befriedigt und das werden
viele dem Herausgeber wie auch dem Verlage danken.
_ A. Grobe-Wutischky.
*) Veigi. Okt.-Hefi v. J. S. 456: „Seelische Diagnose" von Prof. Dr.
Ludwig (Freising). — Wir stellen demnach mit Vergnügen fest, daß in der
Anerkennung der übersinnlichen Leistungen Aub's hervorragende „Freidenker11
Kit strenggläubigen Theologen übereinstimmen. — Schriftl.
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