Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 58
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0062
58 Psychische Stadien. XLVL Jahrg. 8. Heft. (Februar 1019.)

dividuum krampfhaft, die entstandene Lücke nach Kräften
auszufüllen, und alle Kräftereserven der verborgensten
Tiefen werden alsbald revidiert, ob sich nicht irgend etwas
finden läßt, das einzuspringen und Ersatzdienste zu leisten
vermag. Häufig genug vollzieht sich allerdings dieser Prozeß
gleichsam im Unterbewußtsein, ohne das eigentliche
persönliche Zutun des betreffenden selbst, der dann mitunter
eines Tages durch funktionelle Transformationen
überrascht wird. Freilich bleibt es nachher seine nicht
immer leichte Aufgabe, das festzuhalten, was ihm sozusagen
über Nacht in den Schoß gefallen ist und es weiterzubilden
, damit er die vollkommene Herrschaft darüber erlangt
und es nach Willkür ausnützen kann. Am ' deutlichsten
treten derartige Vorgänge in Erscheinung, wenn durch
plötziche Zufälle ein wichtiges Sinnesorgan mit einem
Schlag ausgeschaltet wird, wie dies bei den Kriegserblindungen
zu beobachten war. Wir haben bereits an anderer
Stelle hierauf des Näheren hingewiesen und können uns
daher hier eine Wiederholung sparen, (v. Gerhardt: „Abriß
der Blindenkunde", Berlin 1918, Carl Heymanns Verlag.)

Da das Auge ohne Frage das wichtigste Sinnesorgan
darstellt, indem mit seiner Hilfe unter normalen Verhältnissen
die weitaus größte Zahl von Wahrnehmungen gemacht
werden, muß auch sein völliger Verlast eine gewisse
Revolutionierung des gesamten psychischen Lebens mit sich
briugen. Das Sehen bildet die zuverlässigste und breiteste
Brücke zwischen unserem Bewußtsein und der umgebenden
Außenwelt, die sich überwiegend durch optische Keize und
Wirkungen präsentiert. Erlischt nun das Sehvermögen, so
ist im gleichen Augenblick die Verbindung mit der Umwelt
unterbrochen, und der Patient fühlt sein Bewußtsein
isoliert, indem ihm die bisher geläufigen Eindrücke und
Wahrnehmungen nicht mehr zugeführt werden. Der zur
Verfügung stehende Denkstoff beginnt knapper und lückenhafter
zu werden, und das Gehirn wehrt sich mit allen
Kräften gegen eine unfreiwillige Untätigkeit, die zu den
entscheidendsten psychischen Störungen führen müßte. Das
alte Gesetz von der Selbsterhaltung tritt automatisch in
Kraft und appelliert nachdrücklichst an die verbliebenen
Sinne, um diese zu intensivster Steigerung ihrer Leistungen
anzutreiben. Da ist zunächst das Gehör, das gleich
hinter dem Gesicht rangiert, sofern es sich um die Zahl
und Reichweite der Wahrnehmungen handelt. Das Ohr
wird als oberster Ersatz für das Auge auf den Plan gerufen
, um wieder eine einigermaßen brauchbare Verbindung
mit der Außenwelt herzustellen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0062