Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 66
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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§t Psychische Studien. XLVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 191t.)

dere telästhetische Veranlagung der Betretlenden annehmen
au sollen. Um eine Nachprüfung unserer Darlegungen
durch etwaige Skeptiker zu ermöglichen, nennen wir auch
hier den Namen des Hauptgewährsmannes. Es ist der vor
einem halben Jahr in Marburg verstorbene Student Leo
JPraenkel aus Braunschweig, der blind geboren war und
über eine hochgradige Sensibilität verfügte. Mit ihm wurden
die verschiedensten Versuche angestellt, von denen
wir leider erst so spät Kenntnis erhielten, daß es uns nicht
mehr möglich war, ihnen tiefer auf den Grund zu gehen
und ihre Ergebnisse der Wissenschaft vorzulegen. Bemerkt
sei lediglich, daß Fraenkel den Metallen gegenüber eine
außerordentliche Empfindlichkeit an den Tag legte, was
der Vermutung Baum gibt, daß sein Körper magnetischen
Einwirkungen stark zugänglich gewesen ist.

Auch das gewöhnliche Tastgefühl tritt in den Dienst
der Orientierung, indem der Blinde durch die Schuhsohle
hindurch wahrnimmt, von welcher Beschaffenheit die Wegbefestigung
, das Pflaster usw., ist, worauf er sich bewegt.
Jedoch ist diese Tatsache so allgemein bekannt, daß wir
nicht länger bei ihr zu verweilen brauchen.

Eines Umstandes muß indessen noch Erwähnung getan
werden, der u. E. besondere Aufmerksamkeit verdient.
Die Erfahrung hat nämlich ergeben, daß jene vorgeschilderten
Fähigkeiten gewöhnlich nur bei denjenigen vorhanden
sind, die keinerfei Lichtempfindung mehr haben, Wo
noch ein Sehrest zur Verfügung steht, bilden sich die anderen
Kräfte nicht in gleicher Weise aus, so daß die sogenannten
Halbblinden im allgemeinen kein oder nur ein recht
minimales Ferngefühl besitzen. Dies mag zum Teil daher
kommen, daß jeder, der noch imstande ist, sich nach optischen
Merkmalen zu orientieren, seine gesamte Aufmerksamkeit
auf das Auge konzentriert und die übrigen Empfindungen
infolgedessen vernachlässigt. Andererseits verschwendet
aber auch die Natur ihre Gaben nicht und liefert
nur da Ersatzkräfte, wo diese unbedingt erforderlich sind.
Da aber jener Empfindungskomplex, der* gemeinhin als
Ferngefühl bezeichnet wird, in der Kegel überaus zuverlässig
arbeitet, kann der fast paradoxe Fall eintreten, daß
ein Stockblinder im Alleingehen sicherer ist, als sein Kamerad
, der noch die Farben zu unterscheiden vermag, zumal
der letztere sehr von den herrschenden Licht Verhältnissen
abhängig ist. Blendende Sonne, glitzernder Schnee oder
dunkle Nacht machen ihn unbeholfener als seinen lichtlosen
Gefährten, der vor den Augen stets die gleiche unwandelbare
Empfindung trägt und sich nur der übrig ge-


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