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Peter: Die Wirkung des Magneten auf den menschlichen Körper. 71
die Büste Galls: „Dieser Mann ist abscheulich.8 Sie kratzt
sich am Ohr mit der rechten Hand; dann beginnt sie
mit der rechten Hand eine Anzahl langer Käsen zu machen.
Dies währt zehn Minuten. Sie ist sich wohl bewußt, daß
diese Gesten lächerlich sind; wenn sie einen Moment inne-
hält, berichtet der Experimentator, genügt es daß wir selbst
die Geste machen und die Somnambule beginnt sofort
wieder damit. Man zieht den Magnet zurück und der
Transfert vollzieht sich von rechts nach links mit den
früheren Anzeichen. Man gibt darauf dem Subjekt eine
Arbeit, um die Hände zu beschäftigen; sie unterbricht regelmäßig
alle drei bis vier Sekunden ihre Arbeit, um der
Büste eine Nase zu machen. Von Zeit zu Zeit klagt sie
über wechselseitigen Kopfschmerz.
Unter gewissen Umständen wird der transferierte Akt
symmetrisch mit der suggerierten Handlung ausgeführt.
Hiervon ein interessantes Beispiel. Witt . . ist in somnam-
bulem Schlaf. Man suggeriert ihr die Idee, Buchstaben m
machen mit der rechten Hand. Nun weckt man sie. Ein
Magnet liegt in der Nähe der linken Hand versteckt. Die
Somnambule schreibt ein Dutzend Buchstaben mit der
rechten Hand, dann zögert sie, nimmt die Feder in die
andere Hand und beginnt mit der linken Hand zu schreiben.
Die Buchstaben werden korrekt in Spiegelschrift geschrieben,
jeder Buchstabe ist umgekehrt und die ganze ileihe wird
von links nach rechts angeordnet. Die Somnambule führt
also mit der linken Hand Bewegungen aus, welche symmetrisch
zu jenen der rechten Hand sind. Der Magnet hat
die Bewegungen des Schreibens transferiert. Bemerkenswert
ist, daß Witt.., . während sie mit der linken Hand schreibt,
unmöglich mit der rechten Hand schreiben kann. Sie ist
linkshändig geworden.
Sehr merkwürdig ist die Erscheinung der aufeinanderfolgenden
Oscillationen7) in dem Transfert. Das Phänomen
ist leicht hervorzurufen, besonders im Falle des Schreibens.
Wenn man den Magnet einige Zeit, nachdem Witt.. . begonnen
hat mit der linken Hand zu schreiben, wegnimmt,
nimmt sie die Feder in die rechte Hand, schreibt mit der
rechten Hand, dann schreibt sie mit der linken Hand,
darauf mit der rechten Hand usw., bis sie schließlich das
Schreiben beendet. Es ist wie ein Pendel, dessen Schwing-
gungen sich allmählich verlangsamen. Um diese Oscillationen
besser beobachten zu können, haben die Experimen-
7) Das Phänomen wurde zuerst von Ckarkot beobachtet und mit dem
Ausdruck „Oscillaüons consecutiYes" bezeichnet. P.
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