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74 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1919.)
rechts und nach links. Man sagt ihr, sie soll die alte
Stellung wieder einnehmen; sie antwortet, daß sie dieselbe
vergessen habe. Eine Minute später stützt sie sich mit
dem linken Arm auf einen Stuhl, den sie sich herbeigezogen
hat, in einer Stellung, welche der ersten symmetrisch
ist. Nachdem man den Magnet weggenommen hat, bemerkt
man die schon erwähnten Oscillationen. Hier ist
also von keinem Zwang, von keiner Suggestion und dergl.
die Rede; die Somnambule ist nicht im Schlafe, sie handelt
vollständig mit eigenem Willen. Der einzige besondere
Umstand, von welchem geltend gemacht werden könnte,
daß er das Experiment erleichtert habe, ist der hysterischepileptische
Charakter des Subjekts, das häufig zu hypnotischen
Experimenten verwendet wurde, es ist wahrscheinlich
, daß der Zustand ihres Nervensystems die Wirkung
des Magneten begünstigt.
Sicher ist, daß die Wirkung des Magneten nicht bei
allen im normalen Zustand befindlichen Personen eintritt.
Es erhebt sich daher die Frage, welche Individuen für die
magnetische Wirkung empfänglich sind.
Die Antwort ist bis jetzt nicht gefunden. Binet und
Fere' haben ihre Transfert-Experimente auf eine Versuchsperson
ausgedehnt, ohne dieselbe einzuschläfern, und konnten
alle Erfolge erzielen, welche sie mit Somnambulen gemacht
haben. Auch hierbei war der Magnet unter einem Tuch
verborgen, und jedesmal, wenn man denselben wegnahm
oder die Pole von dem Subjekt abwandte, was ohne Wissen
des letzteren geschah, blieb der Transfert aus.
Schließlich dehnten die genannten Forscher ihre Experimente
auf das Gebiet der sensitiv-sen^oriellen Phänomene
aus. Es ist dabei wohl erkaunt worden, daß diese
Experimente nicht denselben Anspruch auf Objektivität
machen können, wie die motorischen Phänomene, da man
ja auf die Angaben der Versuchsperson angewiesen ist,
oder auf deren Gesten und sonstiges "Verhalten. Eine
Halluzination z. B. ist nicht so direkt zu studieren, wie die
Tatsache einer Paralyse oder eines KrampfzuStandes und
dergleichen.
Als allgemeine Regel konnte aufgestellt werden, daß
die Halluzinationen, welche während des hypnotischen Zu-
standes suggeriert werden, durch den Magnet transferiert
werden können, sobald sie die einseitige Form haben. Beispiel
: Witt . . , ist im somnambulen Zustand. Man flößt
ihr die Vorstellung ein, daß sich eine Taube auf ihre Hand
gesetzt hat und daß sie diese Taube nur mit dem linken
Auge sieht. Nach dem Erwecken bleibt die Halluzination
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