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Oerter: Das Geheimnis des Spukhauses in Oels. 83
geräusche zu erzeugen, die auf seine Familie so nerven-
zerrüttend einwirkten, daß er ärztliche Hilfe (Sanitätsrat
Dr. Anton - Oels) in Anspruch nehmen mußte. Da er
reichlich Doktor- und Apothekerkosten hat bezahlen müssen,
so hätte er sieh also mit der Spukinszenierung, wenn er
dazu überhaupt imstande gewesen wäre, nur am eignen
Geldbeutel bestraft. Es ist auch unwahr, daß Fenske insofern
Interesse an dem Spuk gehabt habe, als er seine
Wohnung räumen und eine andere beziehen wollte. Denn
beide Eheleute Fenske haben mir wiederholt in meinem
Büro in der überzeugendsten Weise versichert, daß sie so
gerne wohnen bleiben möchten, da ihnen die Wohnung mit
dem davoigelegenen Garten recht gut gefalle, nur der
Spuk müsse aufhören, sonst gingen sie mit ihren Kindern
infolge der ewigen Aufregung noch zu Grunde. Auch die
Behauptung Bohns auf S. 12 seines Buches, daß Fenske
sich schon früher verdächtig gemacht habe, steht auf mehr
wie schwachen Füßen. Wahr ist, sagt Fenske, daß er in
der einen Ziegelei, in der er Verwalter gewesen, mal gesagt
habe, „es gehe auf dem über seiner Wohnung gelegenen
Boden richtig um,* doch hat Fenske damals, was
aus drn Bohnscheu Ausführungen leider nicht hervorgeht,
keinen Zweifei darüber* gelassen, was' er unter diesem
»Umgehen* versteht4. Er hat nämlich jedem erzählt, daß
auf dem Boden eine große Menge Ratten seien und die
hausten dort so, als ob es umgehe. Diese Sachdarstellung
rückt alle Verdächtigungen in das richtige Licht. Wie
'Sehr man aber Fenske Unrecht getan, geht schon allein
aus der bereits erwähnten Tatsache hervor, auf die ich
hier nochmals eindringlichst verweise, daß der Spuk im
Seminar, der unter ganz ähnlichen Erscheinungen wie in
der Feuske'schen ^Wohnung auftrat, sich zu einer Zeit zutrug
, wo Fenske noch Ziegeleiverwalter in der Gegend von
Rybnik war, also noch gar nicht an Oels dachte. Wenn
ich also mit Herrn Rechtsanwalt Bohn zu der gemeinsamen
Ueberzeugung gekommen bin, daß Fenske oder
seine Angehörigen als Täter nicht in Frage kommen (vgl.
S. 30 seines Buches), so bleibt also die Frage nach der
Täterschaft nach wie vor offen. Das brennende Verlangen
einen Täter zu ermitteln und damit mit einem einzigen
Schlage die Ursache des ganzen Spuks zu enthüllen, mag
menschlich sehr verständlich sein, unglaublich aber geradezu
ist, welch hirnverbrannter Unsinn dabei unter der breiten
Masse des Publikums erzählt wurde. Einer meint, »vielleicht
* war eine elektrische Uhr in der Wand. Der andere,
der das hört, erzählt weiter, es »soll11 eine elektrische Uhr
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