Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 85
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0089
Tis^hner: Leib und Seele»

85

hypothese noch ungünstiger* Ein Stuhl, den wir ansehen,
reizt z. B. in der Netzhaut eine sehr große Anzahl Zellen,
die ihrerseits die Erregung an sehr viele andere im Gehirn
weiterleiten, und es ist nicht recht anzunehmen und zu verstehen
, wie alle diese ihr Residuum in einer Zelle niederlegen
sollen. Zum großen Teil dieselben Netzhautzellen
werden nun aber auch erregt, wenn ich gleich darauf einen
Tisch betrachte; falls er dieselbe Farbe hat, ist diese Erregung
sogar qualitatiy gleich. Es ist nicht recht zu verstehen
, wie die Spuren in anderen Gehirnteilen deponiert
werden sollten, alles spricht vielmehr dafür, daß sie in derselben
Gegend niedergelegt werden, sodaß zahlreiche vor-
hin von dem Stuhl gereizte Zellen jetzt wieder gereizt werden.
Wie kommt es nun, daß ich trotzdem die Vorstellung de»
Tisches und des Stuhles getrennt reproduzieren kann, da
man nicht verstehen kann, wie diese verschiedenen Residuen
gegeneinander isoliert sein sollen? Semon hat sda eine
Hypothese aufgestellt, um diese Schwierigkeit zu umgehen.
Er meint das Gesamtresiduum, das die Gesamtheit der
optischen Erregungen eines Augenblicks hinterläßt, stelle
eine Schicht dar, die von der des nächsten Augenblicks
räumlich getrennt sei, gewissermaßen, als ob in jedem Augenblick
sich eine dünne Schicht eines Niederschlags bilde, die
dann übereinanderlagern wje aufeinander geschichtete photographische
Platten mit Bildern. Das alles sind nur grobe
Bilder, denen wohl schwerlich etwas Ähnliches im Gehirn
entsprechen wird; zudem erklären sie nicht wie es kommt,
daß eine Schicht wohl gegen die vorhergehende gut
isoliert sein soll, dagegen mit einer früheren, die einen
gleichartigen Reiz betrifft, in Verbindung steht und sie
aktiviert. Man sieht, um den Schwierigkeiten zu entgehen,
muß man Hypothesen auf Hypothesen häufen, um schließlich
doch nicht das zu erreichen, was man will.

Jetzt sei noch im besonderen die Ausschleifungshypothese
in Bezug auf das optische Gebiet betrachtet, gerade
auf ihm werden die Schwierigkeiten klar hervortreten.
Wie schon kurz erwähnt, wird ja beim Sehen immer die
ganze Netzhaut erregt und dementsprechend auch das
ganze Sehzentrum. Es müßten also alle Bahnen, die überhaupt
vorhanden sind, ausgeschifften sein. Es könnten sich,
da immer alle Bahnen erregt werden, auch gar keine
Bahnen vorzugsweise ausschleif en, dem aber widerspricht
die Erfahrung. Wenn ich auf rotem Grunde zwei große
grüne Buchstaben betrachte — das Rot und Grün von
gleicher Helligkeit und Sättigung—, dann werden alle Zellen
gleichmäßig stark erregt, und dennoch bildet nch eine As-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0089