Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 86
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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86 Psychische Studien. XLVI. Jahrg. % Heft. (Februar 1919.)

soziation zwischen den beiden Buchstaben. Physiologisch
kann das nicht erklärt werden, denn wenn ich, wie es nahe
liegt, eine qualitativ spezifische Erregung für Rot und Grün
annehme, so erklärt das nicht, daß diese Reproduktion auch
eintritt, wenn ich etwa den einen Buchstaben jetzt schwarz
auf weiß zeige. Die Au^chieifungshypothes* erklärt also
auf optischem Gebiete nichts und wird also wohl auch auf
den anderen Gebieten ebensowenig zureichen. Man wird
Bahnung und Hemmung annehmen müssen, die wiederum
nicht physiologisch, sondern psychologisch zu verstehen sind.

Die Ausschleifungshypothese fordert, wie sich aus allem
ergibt, eine bestimmte Lokalisation der ßesid uen, denn nur
so ist eine Verbindung mittels ausgeschliffener Bahnen
denkbar. Dementsprechend muß man annehmen, daß die
Lage der Residuen im Gehirn durch die Eintrittsstellen
des entsprechenden Reizes („Reizpforte*) bedingt ist. Wodurch
sonst sollte der Ort des Residuums bestimmt sein?
Da erheben sich nun aber weitere Schwierigkeiten, denn
damit sind die Erfahrungstatsachen kaum vereinbar, die
reproduzierende Wirkung einer Erregung hängt nicht von
der Lokalisation ab. Wenn ein Kind das Wort „kalt* und
seinen Sinn beim Betasten eines Stückes Eis mit der Finger-
spitze kennen gelernt hat, so wird nach der Ausschleifungs-
hypothese die Bahn zwischen Residuum des Wortes »kalt*
und dem Residuum der der Berührung mit dem Finger
entsprechenden Empfindung ausgesehen. Nun zeigt .fer
die Erfahrung, daß, wenn das zweite Mal das Kind mit dem
Fuß den kalten Boden berührt, dann gleichfalls das Wort
„kalt* reproduziert wird, obwohl noch gar keine gebahnte
Verbindung zwischen dem jetzigen Kältereiz und dem Residuum
„kalt* besteht. Becher hat, um diese Überlegungen
Äoch mehr gegen etwa mögliche Einwände zu sichern,
Versuche in der Richtung angestellt. Er zeigte der Versuchsperson
sinnlose buchstabenähnliche Linienzusammenstellungen
für kurze Zeit und zwar so, daß das erste Mal
die Figur rechts vom Fixierpunkte lag und das zweite Mal
links davon, sodaß der eine Reiz in die linke Gehirnhälfte,
der zweite in die rechte Gehirnhälfte gelangte, also an sehr
weit voneinander entfernte Punkte. Obwohl sie nun gar
keinen Punkt auf der Netzhaut und den Nervenbahnen
gemeinsam hatten, wurde die Figur gut wiedererkannt;
das war auch der Fall, wenn die Figur das zweite Mal
eine andere Farbe hatte und kleiner war. Nach der Ausschleifungshypothese
ist das nicht verständlich, denn rein
mechanistisch betrachtet hatten diese beiden Figuren nichts
Gemeinsames, denn was man ,Ähnlichkeit* nennt, darf man


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