Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 87
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Tischner; Leib und Seele.

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hier nicht anführen; es soll ja gerade erklärt werden, warum
diese Figuren als „ähnlich*' erkannt wurden, obwohl sie
physiologisch angesehen nichts Gemeinsames haben. Damit
fs/das fanze Ähnlichkeitsproblem aufgerollt, worüber wir
noch einige Worte sagen wollen. Die Ausschleifungslehre
will die Ähnlichkeit als „teilweise Gleichheit« auffassen.
Sehen wir zu mit welchem Recht! Zwei konzentrische
Kreise haben in dem Nervensystem nicht einen Punkt und
keine Fibrille gemeinsam, während ein Kreis und eine ihn
schneidende Gerade zwei Punkte gemeinsam haben. Trotzdem
werden die Kreise als ähnlich erkannt, dagegen nicht
der Kreis und die Gerade. Wenn ich die Zeichnung meines
Hauses betrachte und dann die Zeichnung eines anderen
Hauses, so kann ich sie auf den ersten Blick unterscheiden,
dagegen erkenne ich eine viel kleinere Photographie meines
Hauses, die man mir um 20 • von der Horizontalen gedreht
zeigt, sofort als der Zeichnung meines Hauses ähnlich, ob-
wohl ja die beiden Zeichnungen sicherlich manche horizontale
und vertikale Linie gemeinsam haben werden. Es
scheint die verkehrte Welt zu sein, daß man dergleichen
überhaupt betonen muß, es ist aber notwendig, wenn man
diese materialistische Psychologie bekämpfen will, und zeigt
nur, wie verkehrt deren Standpunkt ist

Zeichnen wir aus zwei Linien ein Kreuz, so besteht die
Figur physisch nur aus zwei Linien in bestimmter Lage,
psychisch aber ist das Kreuz mehr; wenn ich nun deu
einen Arm fortwische, so ist es jetzt psychisch ganz etwas
Anderes, als wenn ich von der senkrechten Linie ebensoviel
fortwische. Physisch sind es immer nur 2 Linien in be-
stimrater Lage. Dasselbe gilt von einer Anzahl Tönen, die
so entstehende „Melodie* fügt zu den einzelnen aufeinanderfolgenden
Tönen etwas ganz Neues hinzu, es findet eine
, schöpferische Synthese* statt, physiologisch ist das unverständlich
, hier gibt es nur eine Summe von Tönen und nicht
mehr. Und dazu kommt noch Eins! Eine solche Melodie
kann sich ändern nach Intensität, Qualität und zeitlichen
Verhältnissen und bleibt doch „dieselbe*. Es muß also
etwas dazugekommen sein, ja es muß das Wichtigste, Entscheidenste
nichts Physisches sein — denn das hat sich ja
alles geändert —, sondern etwas Anderes, etwas Psychisches,
was mit dem Materiellen nicht gegeben ist.

Wir haben an einer Fülle von Material gesehen, daß
alle mechanistischen Hypothesen nicht ausreichen, ja man
sieht überhaupt nicht die Möglichkeit, wie der Mechanismus
imstande sein soll, dem gerecht zu werden, sodaß man wohl
sagen darf, die mechanistische Hypothese muß als prin-


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