Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 89
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Tiichner: Leib and Seele.

die Gehirnvorgänge haben und, ohne daß man eine Aus-
Schleifung der Bahnen anzunehmen braucht, die Erregung
in die richtigen Nervenbahnen lenkt, tun auch die zweite
physische Spur zu aktivieren.

Auch die Ausfallserscheinungen bei teilweisen Hirn-
Zerstörungen lassen sich mit der psychistischen Theorie
besser verstehen. Bei begrenzten Hirndefekten beobachtet
man nie dauernden Ausfall von Gedächtnisbildern. Es
ist nicht zu verstehen, wie das möglich sein soll, wenn die
Residuen an bestimmte Zellen gebunden sind, wie es die
Ausschleifungshypothese fordert. Es macht jedoch der
psychistischen Theorie keine Schwierigkeiten anzunehmen,
daß bei Verletzung auch die Nachbarbezirke mehr oder
weniger in Mitleidenschaft gezogen werden (sog. Shok-
wirkung), sodaß sofort nach der Verletzung die Funktionen
gestört sind, dagegen mit der Erholung dieser Bezirke sich
wieder einstellen und dann die die psychischen Vorgänge
ergänzenden und begleitenden physischen wieder von statten

fehn. Auch bei Assozi&tionsstörungen ist es verständlich,
aß, wenn die Assoziationsfasern zerstört sind, die Assoziation
trotz erhaltener Residuen nicht mehr von statten geht, weil
eben die notwendige Begleitfunktion des Gehirns ausgefallen
ist. Wir Können also nach solchen Verletzungen nicht vom
Verlust der Residuen sprecheil, sondern nur vom Aufhören
der Reproduzierbarkeit. Man hüte sich da vor voreiligen
Schlüssen, sonst verfällt man auf diesem Gebiete leicht in
einen ähnlichen Fehler, als wenn man beim Reißen eines
Telephondrahtes und eshalb aussetzender Funktion den Sitz
der Funktion in die Rißstelle legen wollte.

Wir haben einen weiten und vielfach etwas steinigen
Weg hinter uns, aber ich denke, es hat sich die Mühe gelohnt
, indem wir auf diesem Sondergebiet das Ungenügen
des Mechanismus und man kann auch sagen des Materialismus
kennen lernten. Ich denke, es ist klar geworden,
daß man nur mit Annahme von seelischen Vorgängen der
Eigenart dessen gerecht werden kann, was man mit Absicht,
Wille, Sinn, Ziel, Aufmerksamkeit usw. bezeichnet.
Nur eine solche psychistische Theorie ist imstande, die Aktivität
, Geschmeidigkeit und den Gehalt des seelischen
Lebens dem Verständnis näher zu bringen, während physiologisch
-mechanische Begriffe hier etwa so versagen müssen,
wie die Begriffe und Gesetze der Geometrie in der Stereometrie
.

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