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Rebuh: Ein Bat für die Zukunft
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vielen Gebieten mit den alten schädlichen Dogmen, mit
Vorurteilen und Kleinkrämereien aufgeräumt wird und gelingt
es der neuen Zeit dem Tüchtigen die freie Bahn zu
ebnen, gleich, ob er au* dem alten Dogma entsprungen oder
aus der Neuzeit stammt, gleich, ob er sein Wissen und
Können mit der Mutterraiich oder von der alma mater bezog
, ob er sich sein Wissen selbst angeeignet hat durch
Selbststudium oder auf Schulen, so dürfen wir auch für
unsere Forschungen eine bessere Zukunft erwarten.
Freie Forschung ist das Grunddogma, welches
wir zu fordern haben. Eine Forschung frei von der Kneblung
der sogenannten exakten Wissenschaft, solange bis sie
uns beweisen kann, daß sie es auch versteht unsere Interessen
, die Interessen derer, die sich für unsere Forschungen
opfern und geopfert haben, zu wahren. Bis jetzt wurde
ohne Prüfung kurzerhand alles das verworfen, was nicht
aus der Küche der Exakten kam, was nicht in den Kram
der augenblicklich maßgebenden Anschauung paßte, was
nicht von dem momentan gestempelten — Besserwisser —
anerkannt war, und wehe dem Wissenschaftler, welcher sich
erlaubte eine andere Ansicht zu vertreten. Wehe diesem
Außenseiter. Bekämpft, verachtet und verspottet wurde er
kalt beiseite gestellt, nicht selten belächelt von Seiten seiner
früheren Freunde. Daß "unter diesen Umständen ein gewisser
Mut dazu gehörte, sich als wissenschaftlich gebildeter
Mensch mit Geheimwissenschaften und all den damit
zusammenhängenden Wissenschaften zu befassen, ist jedem
klar, der den rechten Einblick hatte. War es nun erst ein
Laie, d. h. ein Mensch, der nicht den Stempel philosophischen
, medizinischen oder theologischen Studiums trug,
welcher sich an das Studium ode/die Forschung wagte!
so war das Urteil ebenso rasch fertig. Wer sich auf Grund
seiner fünf Sinne sine ira et studio an Versuche wagte,
wurde lächerlich gemacht, wenn nötig gegen ihn die Polizei
mobil gemacht; hatte er sich doch erfrecht, Gebiete zu erforschen
, die selbst der exakten Wissenschaft noch fremd
sind» Aber — man — fand es auch nicht der Mühe wert
sich solcher — okkulter Dinge selber anzunehmen. Tatsachen
abzuleugnen war immer noch einfacher als sie nachzuprüfen
. Lehrsätze sind rascher verworfen als aufgestellt.
Und so ließen sich unzählige Beweise dafür erbringen, daß
unsere führende Wissenschaft in erster Linie es war, die
die Schuld daran trägt, daß viele unserer Forschungen bis
heute noch nicht oder nicht genügend anerkannt sind, viele
überhaupt noch nicht genügend durchgeführt. Dadurch ist
es allerdings möglich, daß sich Charlatanerie und Abenteurer-
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