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102 Psychische Studie». XL VI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1919.)
ist. Herr Gymnasialprofessor Dr. E., ein Mann von bedeutendem
Wissen und ausgezeichnetem Charakter, erzählte
mir, daß sein unverheirateter Onkel, der in einem schwäbischen
Dorfe lebte, im Jahre 1886 ihm, dem 16jährigen
Neffen, mitteilte, er habe in einem Traum, der mehr sei als
bloßer Traum, gesehen, wie ein großes, unübersehbar weites
Grab aufgeworfen wurde; auf seine Frage, was denn da
gemacht werde, wurde ihm gesagt, das bedeutet den
Lmmenden Weltkrieg. Es fst ^beachten, daß gerade
dieser Ausdruck »Weltkrieg*, der doch erst 1914 geprägt
worden ist, damals gebraucht wurde. „Und Du,* so sagte
der Onkel voll Ueberzeugung zum jungen Neffen, „erlebst
ihn noch.6 Der Neffe hat ihn nicht nur erlebt, sondern
sein eigener IBjähriger Sohn zog mit in den Krieg, der
Onkel aber war schon viele Jahre vorher gestorben. Auf
seinem Sterbebett aber hatte der Onkel auch eine daran
sich anschließende Hungersnot prophezeit. Er sah im
Traum eine sehr magere Kuh und gab die Deutung: es
werde einen solchen Mangel an Fleischnahrung geben, daß
man zwischen München und Augsburg für eine fette Kuh
eine goldene Glocke geben werde. Er hatte aber auch den
siebziger Kii^g seinem Dorf verkündigt. Wochen vorher,
als kein JVlenscb an einen Krieg mit Frankreich dachte,
sagte ei ihn mit aller Bestimmtheit voraus und — wurde
im ganzen Dorf ausgelacht. Als aber dann die Kriegserklärung
Frankreichs kam. galt er den Leuten als Prophet.
Zu beachten ist, daß der Onkel versicherte, er habe solche
vorbedeutende Träume, die er als solche sofort erkenne,
immer kurz nach dem Einschlafen, während die okkulte
Erfahrung lehrt, daß in sehr vielen anderen Fällen derartige
Wahrträume unmittelbar vor dem Erwachen sich
einstellten. Die magische Begabung mag er übrigens von
seinem Vater überkommen haben, der seinerseits die Gabe
der Heilung besaß, und Professor E. konnte mir versichern,
daß unter anderem ein Geistlicher zum Vater des Onkels
kam, der an Ztickerkrebs litt und in Münehen nicht geheilt
werden konnte. Der aber heilte ihn, so daß nach
drei Jahren jener Geistliche, der seither ungehindert
predigen und singen konnte, wieder im Dorf kam, .seinem
Retter zu danken.
Telepathische Erlebnisse.
Von C. Ni eck eis, Hamburg.
Dieses Mal möchte ich einige Fälle von Telepathie berichten
aus meinem eigenen Erfahrungskrev-e. Der erste
Fall könnte wohl als Traumtelepathie bezeichnet werden
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