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106 Psychische Studien XLVI. Jahrg. 2. Heft (Februar 1919.)
ter, blieb sowohl die Stuben- wie die Küchenuhr stehen.
Die Tochter der Verstorbenen, die dies berichtete, wußte
unseres Erachtens von solchen Erscheinungen bis dahin
noch nichts. Albert Kniepf.
d) ..Die verhexten Häuser von Hechtsheim. Unter
dieser Überschrift brachte die Berliner National-Zeitung
vom 8. VII. 18 (Abendblatt) folgenden Bericht: „Das hessische
Dorf Hechtsheim in der Nähe von Mainz ist seit geraumer
Zeit der Schauplatz rätselhafter Vorgänge Es
„spukt" dort. Während der Nachtzeit werden verschiedene
Häuser mit festen und flüssigen Dingen aller Art überschüttet
. Es regnet Unrat herab; es kommt indessen auch
vor, daß die Bewohner am Morgen allerhand Sachen für
des Leibes Nahrung und Notdurft von „Geisterhand* vorfinden
. Wie uns aus dem Orte mitgeteilt wird, fielen in
vereinzelten Fällen sogar Käse, Brot, Salz und Zucker
herab. Die Polizei fahndet nun bereits länger als 6 Wochen
nach den Unfugstiftern, ohne indessen jemand fassen zu
können. Abergläubische Gemüter glauben allen Ernstes,
daß böse und gute Geister hier am Werke sind!* — Herr
Alois Kaindl, der im Febr.-Hefte der „Ubersinnl. Welt*
1919 einige festgestellte Fälle aus der Aksakow'schen Sammlung
sogenannter willkürlicher mediumistischer Erscheinungen
der Jahre 1840—94*) zur Vergleichung beizieht, wo
der unbewusst ausserkörperlich wirkende Urheber der
Spukphänomene, mehr oder weniger kenntlich, ermittelt
worden ist, sagt mit Recht, man müsse sich füglich wundern
, daß es heute noch Leute gibt, welche die höchst absurde
Ansicht vertreten und in der albernsten Weise verfechten
, daß sie lediglich das Werk „geisternder Unfugstifter
* seien. Eine solche Ansicht setzt eine Leichtgläubigkeit
voraus, gegen welche jene „abergläubischer Gemüter*
völlig verblaßt. Besäßen die „geisternden Unfugstifter*
auch nur einen Teil jener unglaublichen Fähigkeiten, die man
ihnen sinnloser Weise zusehreibt, so würde jeder von ihnen
seinen Impresario finden, welcher ihre Künste in Vari£t6s
und auf Jahrmärkten fruktifizieren würde. Der Schrift-
leitung wurde übrigens von glaubwürdiger Seite bestätigt,
daß die Zeitungen über obigen „Spuk" alles Bemerkenswerte
brachten; seit etwa dem 32. Juli v. J. war er erloschen.
Eine nervenkranke oder pathologisch veranlagte Person
wohne in den betreffenden Häusern nicht, J in einem
Nachbarhause sei eine nervös überreizte Person, die in Ver-
*) Siehe Alexander N. Aksakow, »Vorläufer des Spiritismus«, Verlag
Oswald Mutze, Leipzig, 384 Seiten, 8 Mk., elegant gebunden 10 Mk.
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