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112 Psychisch» Stadien. XLTL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1919.)
handelt. Das Kapitel über vsiniiliclie Wahrnehmungen* unterrichtet
uns über die beim Blinden sich mit Notwendigkeit ergebenden
Funktionsverschiebungen, w&hrend das folgende Kapitel: «Das
Orientierungsvermögen*, dies noch näher ausführt. Die Entwicklung
des Gehörsinnes befähigt den Blinden au ganz unglaublich erscheinenden
Leistungen: Hierbei unterstützt ihn der Tastsinn, an
dem aber nicht nur die Fingerspitzen, sondern tatsächlich die ganze
Körperoberfläche beteiligt ist. Eine fernere Hilfe ist die Entwicklung
des Temperatursinns, dem Vollsinnige meist gar kein Vers
ständnis entgegenbringen. Metall fühlt sich kälter an als Hole.
Da nun alle Körper das Bestreben haben, sich mit der umgebenden
Luft zu assimilieren, so sind sie von einem Luftstrom umgeben, der
je nachdem auf sie zu geht oder sich von ihnen entfeint. Diese
Strahlungen lernt der Bunde empfinden. Auch ist die Steigerung
des Geruchsinns eine wesentliche Hilfe. Ein ihm zugeschriebener
Fern- oder besonderer Orientierungssinn ist dagegen eine Mythe.
Nicht minder wichtig sind die folgenden Kapitel: Denktätigkeit,
Verbergen der Blindheit, Blinde und Kunst, Gemüt und Charakter,
Leistungen und Neigungen, Traumleben des Blinden. Wir möchten
daher nicht verfehlen, nachdrücklich auf das kleine Werk aufmerksam
zu machen. * Freudenberg -Bonn-Mehlem.
Eingelaufene Bücher etc.
Zeitschrift für allseitige Lebensreform. Herausgeber: Verein für natur
femäße Obstnutzung und für Lebensreform. E. V.; Sitz: Frei-
urg i. Br. Schriftleiter: der Schriftführer J. Besse 1. Jährlich
M. 3.—. [Nr. 1 vom Nov. 1918 enthält außer einem Geleitwort des
Vereinsvorsitzenden Dr. Biedlin u. a.: „Die Fleischenthaltung
als vaterländische Pflicht* von Dr. med. Pfleiderer (Ulm); „Schmerz*
von Müller v. d. Neiße; .Eine Kriegspflicht* von Dr. Heinrich
Pudor; 9Entwertung unserer Nahrung durch Kochen* von Dr.
Thraenhardt; .DieKartoffelerzeugung der Welt*; ,Viel Essen und
wenig Bewegung*; „Was sollen wir frühstücken?*; Verschiedenes.]
Briefkasten.
Herrn Dr. Eduard von Mayer. (Locarno, Pension Splendid.) —
Da die Schlußbemerkung zu Ihrem im vor. Heft abgedruckten Artikel
leider erst nach Umbrechen eintraf, setzen wir sie an dieser Stelle
bei. Sie schreiben (dat. 8.1.19): ,ln diesem Zusammenhange lassen
sich auch Segen und Fluch verstehen: zwar nicht als zauberische
-Bewirkung* von Glück oder Mißgeschick des Betroffenen, sondern
als Voransage sich vorbereitender günstiger oder ungünstiger
Ereignisreihen — vorempfunden im Augenblick gesteigerter Seelentätigkeit
(Haß und Empörung, Liebe und Dankbarkeit, wohl auch
feierliche Sterbestimmung), als invertierte Prophetie.* Ihren Wunsch,
daß 1919 -dem deutschen Volk ein Jahr der Klärung und Besinnung,
all der wirren und traurigen Unzeit zum Trotz, sein möge, damit
der Sinn für die seelischen Werte, wie er der Klassischen Zeit des
deutschen Geisteslebens eignete, wiedererwache ,* erwidern wir mit
dem Versprechen, in rüstiger Tätigkeit zur Erreichung dieses hohen
Zieles nach besten Kräften wie bisher auch ferner mitzuwirken.
Herrn Dr. v. Gerhardt (Zentralstelle für Blindenforschung) in
Frankfurt a. M. beehren wir uns mitzuteilen, daß unsere Danksagung
für Ihren wertvollen und willkommenen Beitrag durch die Post nachgesandt
wurde, aber dann wieder von Frankfurt a. M., Bockenheimer-
Straße 103 als 'unbestellbar* zurückkam.
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