Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 118
(PDF, 171 MB)
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T

IIS Psychische Studien. XLL Jahrg. 3. Heft (März 1919.)

Verzweiflung, Furcht, Entsetzen, Erstaunen, psychischem
Schmerz usw.), durch Schreien, Weinen, Springen, Stampfen.,
Selbstverletzungen bis zur vollen Erschöpfung. Suggestion
und Autosuggestion sind wesentliche Faktoren zur Ausbreitung
einer psyehopathist-hon Epidemie. Mit Kecht bemerkt
Sikorski, der den Begründer der Sekte im Irrenhaitee
beobachtete : „Hingerissen von der Gährmig hat »sich das
Volk die paradoxe, paranoische Denkungswcise und Logik
der Irren zu eigen gemacht und ist nun kratr dieser krankhaften
Logik dahin geführt worden, mit Hilfe von Gleichnissen
und leerem Wortspie! von «>n Geheimnissen des
Lebens und Glaubens den Sehleier lüften zu woli«>n. Der
Wahn und die krankhafte Denkung-art eines Irren galt
der Volksmenge als musterhaft und nachahmenswert.

Das nach der Anschauung der Mystiker in der Ekstase
zustande gekommene völlige Einswerden d°s Ichs mit Gott
wird mitunter als zärtliche Liebesvereiniguug, als Vermählung
von Braut und Bräutigam aufgefaßt. Aber nicht nur
im Christentum, sondern auch beispielsweise im persischen
Sufismus ist das mystische Verhältnis zur Gottheit oft *ine
traute, wonnige Liebe, aber auch ein schwärmerisch gefärbtes
, erotisches Freundschaftsverhältnis

Ob die echte Erotik wirklich nur zur Bandzone des
mystischen Erlebens gehört, was Heiler annimmt, oder e ne
viel umfassendere Bedeutung bei der Psychoanalyse ues
religiösen Empfindens beanspruchen muß. dari dahingestellt
bleiben. Wie v. Krafft-Ebing*) zeigte, hat die sexuelle
Liebe ebenso, wie die religiöse eine mystische und transzendente
Tendenz. In beiden Fällen ist das erstrebte Gut
(im sexuellen die Propagation der Gattung) seiner Natur
nach so beschaffen, daü es nicht in die empirische Erkenntnis
eingehen kann. In beiden Fällen läßt sich die Seligkeit
, welche angestrebt wird, nicht vergleichen mit der
Stärke sonstiger Lustgefühle. Beide Antriebe können unwiderstehlich
sein. „In dieser Schwärmerei spieli in beiden
Fällen neben der Erwartung des unfaßlmren Glückes das
Bedürfnis schrankenloser Unterwerfung eiue JRoile/ Diese
religiösen und sexuellen Schwärmereien können nun bei der
Stärke ihres Intensitätsgrades, die eine für die andere vikariierend
, eintreten; sie führen zu Opfern, die, obwohl mit
Unlust verknüpft, doch als Äquivalent im Tausch gegen
zukünftige Lust ertragen werden. Sobald die religiöse
Schwärmer ei sich zur Ekstase steigert, kann das Bewußtsein
mit psychischen Lustgefühlen derartig präokkupiert

*) v. Krafft-Ebing, Psychopatbia sexualis. ij. Aufl. S. 9.


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