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y. Schrenck-Notzing: Zu- Psychologie des Gebets usw. 121
psychologischer Selbstbeobachtung (man vergleiche z. B. die
meisterhaften LVyrhoanalyeen der hl. Therese, die gleichzeitig
erlebte und beobachtete!). Ans dem My-terieuwesen
der spätantiktn reli^tä^jn Philosophie und dein Neuplato-
nismus wurde sh» u« rch die Gno.stiker und Alexandriner
in das ChriMeatmn un^iiiiirt. Ueüer trennt die Mystik
streng von <1 t pio{»LuiM'h-biblischen Ii« ligiou; wenn auch
in beiden üieh.i-i^ei db»'jeihe psychologische Wurzel vorhanden
i»t; nuui.',Ja >S;eb« n nach reinem Leben? nach Liebe
und Sciigkea, sov io der Glaube an ein Ii eichst es, Absolutes,
Transzendentem Die^e Gegensätze treten auf in der Form
von perBöniieh'ie^ b* jahender (christlicher) und Persönlichkeits
vernei neu der Uuigion (Buddhismus), in Offenbarung
und Ekstase, in riophctismu? und Klosterwesen, in Welteroberung
und Welt dacht, in Evangelium und in Beschaulichkeit
, p'ow ie in dor Ver^enkung^oiystik, der die lebendige
Dramatik des G jbetsh;ben-> fremd ist.
Die niyvJ**hen Z^siiinde wirken auf den. der sie erlebt,
stets autoritativ d. h. *ie sind von unwiderstehlicher Überzeugungskraft
. Für den außenstehenden Beobachter enthalten
sie keinen Zwanx, diese Offenbarungen kritiklos an-
zunehmen. Auf aiie Fälle brechen sie, wie James mit
Recht ausführt, die Alleinherrschaft eine* rationalistischen,
sich ausschließlich auf den Verstand und die Sinne stützenden
Bewußt-eius.
Immerhin besteht di^Muglichkeit, daß das mystische
Bewußtsein einen höheren Stand der Betrachtung und Be-
urteilun. der gesamten Erscheinung* weit gegenüber bedeu-
tet als die gewöhnliche Beurteilung des Durchschnittsmenschen
. So vergleicht. James*) die mystische Erfahrung
gewissermaßen mit Ec:\ lern, durch welche der menschliche
Geist in die überenipinsehe Weit hinaus- und hineinzublicken
vermag. Jene weitere Welt, welche ebenfalls komplexe
Erscheinungen, Weltdifferenzen und Abstufungen um*
schließt und deswegen ganz verschiedene Ein- nnd Aussichten
ermöglicht, bleibt jedenfalls immerhin die umfassendere im
Vergleich mit den uns durch Wahrnehmungen zugänglichen
Erscheinungen.'
(hysterisch*- Üb<M MUung). Durch das mystische Erlebnis wird der Mensch
eins mit der Unendlichkeit nach Ueberwindung der gewöhnlichen Schranken
und soll steh dieser Einheit bewußt sein. Denselben Grandsabc
findet man in der Hindu-Religion, im Sufismub, im Neupiatonismus und
anderen Religionssystemen. Vergl. W. James: Die religiöse Erfahrung,
Leipzig 1914.
James, Die religiöse Erfahrung. Leipzig 1914. S. 30$.
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