Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 123
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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*

v. ^chrenek-Notzing, Zur Psychologie des Gebets usw. 12S

nichts andern«? als die methodische Vorbereitung zum Gebet
, das ein sich Hinwenden zum höchsten Gut bedeutet.

Der Beter schreitet mach Anwendung irgendwelcher
Gebetsformeln, die zum Teil auch autohypnotisch wirken)
abgeschieden von der Außenwelt von der Konzentration
zur Kontemplation, von dem sehnsüchtigen Gott verlangen
zum seligen Gottesbesitz und Gottesgenuß vor, also von
dem Zustand der Spannung zu dem der Lösung, in welchem
die absichtliche Eigentätigkeit zurücktritt gegenüber der
passiven Ergriffenheit. „Die entzückte Schau des höchsten
Wertes ist sprach- und wortlos.*

Die Gebetsoammlung führt bei fortschreitender Vertiefung
, nach Überwindung der einzelnen Gebetsstnfen, zu
einer Reduktion des Bewußtseinsumfange* und einer Steigerung
der Bewußtseinsintensität, d. h. zu einer Bewußtseins-
einengung auf autosuggestivem Wege, wie sie der hypnotische
Zustand darstellt, oder bis zu einer ekstatischen
Bewußtseinstrübung (hysterischer Dämmerzustand, aktiver
oder passiver Somnambulismus). Klassifizierte Gebetsstufen
oder Versenkungsskalen finden sich ebensowohl bei den
neuplatonischen, sophistischen, hinduistischen wie bei den
christlichen Mystikern.*) Ihr psychologischer Grundcharakter
deckt sich mit den Versenkungsstufen der Yoga und
de« Buddhismus, obwohl hier jeder Gedanke an ein Gebet,
an einen Verkehr mit Gott ausgeschlossen ist. Als die
höchste, psychologisch am feinsten ausgebildete Leistung
dieser Art die Gebetsskala der hl. Therese und die buddhistischen
Versenkung^tufen.

Der Verfasser hat seinem Werke eine Tafel mit einer
vergleichenden Übersicht der bekanntesten Gebets- und
Versenkungsskalen beigefügt, aus der deutlich die völlige
Übereinstimmung (die völlige Gesetzmäßigkeit der Versenkungsstufen
bei den Buddhisten und Christen hervorgeht.
Am auffälligsten tritc diese Gleichheit hervor bei einem
unbekannten Mystiker des 13. Jahrhunderts und Alphons
von Liguori. Die buddhistische Versenknntrsleiter gipfelt
nicht im Sturm und Rausch der Ekstase, .sondern in der
affektlosen Stille des Xirwana, in der Erioschenheit jeder
Lebenstendenz, in der Vernichtung des gewöhnlichen Seelenlebens
. Dieser auch bei den christlichen Quietisten erlebte
Zustand wurde von ihnen als „mystischer Tod * oder „Vernichtung
* bezeichnet.

•> Dr. F. Heiler, Die buddhistische Versenkung, eine re1igion«gesehicht«
liehe Umer&uchuBg. Lunchen, Reinhard 1918.

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