Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 126
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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126 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 3. Heft. (Marz 1919.)

„imaginativen Auditionen" werden die Worte auch nur rein
geistig gehört.

Oesterreich unterscheidet dann die im wachen Bewußtsein
zustandekornmenden Trugwahrnehruungen als „Wortvisionen
" von den ,,Trauui-a oder „Sehlafvisioneu". In
Wirklichkeit dürfte es sich wohl hei der ersteu Klasse um
einen nur „scheinbaren4* Wachzustand handeln, während
das Auftreten von Illusionen oder Halluzinationen stets
einen veränderten, eingeengten, träum- ode<* dämmerhaften
Bewußtseinszustand voraussetzt.

Die Vision kann nun in der Umgebung des Empfängers
oder in der Ferne stattfinden: sie kann Gegenwart, Vergangenheit
und Zukunft betreffen; die zeitlichen und räumlichen
Verhältnisse durchkreuzen sich nicht selten. Für
seine eigene Empfindung bleibt der Visionär entweder auf
seinem Platze oder er versetzt sich geistig in die erschaute
Gegend. Niehtreligiöse Beispiele solcher Visionen findet
man im „zweiten Gesicht".

Eine besondere Klasse von Visionen bilden nach Oesterreich
die sogenannten* „intellektuellen" und „intuitiven
Visionen", welche keine konkret-sinnliche Gestalt in Form
von Empfindungen und Vorstellungen zeigen, sondern als
unanschauliche psychische Vorgänge, als Urteile im Anschluß
an starke Gemütsbewegungen aufzufassen sind. Der
Tatbestand dieses Vorganges besteht darin, daß der Visionär
von der Gegenwart irgend einer Sache überzeugt ist,
ohne sie wahrzunehmen. Auch im pathologischen Geistesleben
*) finden sich dafür Beispiele. Derartigen „Anwesenheitsurteilen
* ist William James*) geneigt ein bedeutendes
Maß von Objektivität zuzuerkennen, insofern ein höherer
Realitätssinn durch Apperzipieren eines Teils der transzendenten
Welt in ihnen wach wird. Oesterreich zieht es
vor, auf die Annahme eines höheren Realitätssinnes nicht
einzugehen, weil er den Bereich des erfahrungsmäßig Erweisbaren
nicht überschreiten, will.

Die empfundene Realität des Unsichtbaren spielt nun
aber bei den okkultistischen (oder paraps/chologisehen) Erfahrungen
eine wichtige Rolle. Für die Janies'sehe Erklärungsweise
spricnt das häufige Vorkommen dieser Erscheinung
in Verhindung mit mediiuuistischen oder auch
hellseherischen Leistungen, indem die G egenwart von etwas
transzendent vorhandenem, besonders von den Sensitiven
und den Medien schon vor Eintritt der sinnlich greifbaren
Vorgänge (physikalischer Art) oder in Zusammenhang mit

*) W. James, Die Mannigfaltigkeit der religiösen Erfahrung, Kap. IU.


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