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128 Psychische Studien XLVI. Jahrg. 3. Heft (März 1919).
hinausgehende, zeitweise Steigerung der Bewußtsein 'ntensi-
t8t und des Bcwußtscimumfanges, b'»i den rein i>. Jlektu-
eilen Prozessen, wie er auc von Ibbnh-»;*/. Nietzsche und
anderen auf Grund von Selbmann vm ii Lonnaticrr wurde.
THe Ideen äußern sie dahH in pa*- iv«r oder gar sieh
aufdrängender Art: aber wie cumcm-m, bleibt dunkel.
Die Ursache» die mo erzeugt, tritt nu »»» m'\ in^ Bewußtsein
und nur das eine i-t sicher. daß da-. Ich Avh nie t selbst
als So öpfer von i neu erhb . vu- es nn* i\n gewöhnlichen
Gedanken der Fall isi. I)a> Indivubunn ersc eint lediglich
als Träger der Tdcen. Bei der reHeir» en Inspiration werden
solche Eingehungen, Erleuehiw <\ -i <^ m *;o?tjh*hcn Geist
zugese rieben, obwohl es sieh dabei - V; im) neue Tatbestände
handelt, so eindnu'L-v«mI d.» * /. .^n aueh wirken
mögen. Solehe geistige Inspirolinnen slm! besonders eingebend
geschildert von Anleinet B» 'm; l num und Ignaz
Loyola. Dure da< A'ifz« if inn n dun; ti^ej (t"danken entsteht
die „inspirierte Schriftu, wie /v> r. B. in der Auto-
biograp ie der hl. Therese zu linden b;. Aueh bei den
auditiven Phänomenen die.-er Alt — der In-phierte hört
Gott oder den Teufel mit sieh Sprech'n— bt\ teht das
Grunderlebnis in dem inspiramen fudank n. führt der
Koran sein Entstehen auf die Auath>nin Mohammeds zurück
, die ihm ebenfalls durch ]nr«n!raOn r/fA'.i\irt wurden.
Aue' für das Kieder-ehre" ben s lb-( i:au n ein zwangs-
mäßiger Drang eintreten, wobei d» CK füll der Aktiv&t
mitunter versc windet. Bei diesem Pio;:oß werden die das
Schreiben auslösenden Trieb- und Willens Vorgänge vom
Individuum nicht bemerk i.
Sobald nun die Hand nicht nur mechanisch masohinen-
haft schreibt, sondern sobald aueh dir Inhalt des Gesc rieb-
nen dem Inspirierten unbekannt bleibt, ent-tdit die Haupt-
form inspirierter Sc rift: das rautoniatiM he Schreiben*.
Der intellektuelle Prozeß ble«ht bei die^m Vorgang im
Unbewußten, dessen Begriff für Oe.-terreieh identisch mit
dem des Unbemerkten bt.
Während inspirierte Partie en im alt/n Testament zahlreicher
vorkommen, ist im neuen Te tarneut die Johannes-
Apokalypse a»s einzige inspirierte hcjiilft an.-u^ehen.
Auch bei den chiistlic en Afy.-tfK^iit tiiuKn sieh wertvolle
Selb.^tzeugnisse hierüber, bo \ auc SuhO':; zahlreiche
auditive und sprachkinästhetisehe Jtk-phiiticnen. Auch Jakob
Böhme**) will seine Einsichten unmittelbar von Gott
*) Suso. Büchlein der Weisheit, München t88o. 8.306, 507 t;'., 550fr.
*♦) Jakob Böhme, Ein biographischer Versuch, Pirna 1901.
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