Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 129
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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v. Schrenck -Notasing: Zur Psychologie des Gebets nsw« 1S9

haben und stand unter dem Zwange des Schreibtriebes.
Ebenso führt Ruysbroek seine Niederschriften auf Eingebungen
des i 1. Geistes zurück *)

Die Inspirationsschriftstellerin Bourgignon**) sagte von
sich: „Ich bin das Organ des hl. Geistes, von mir selbst
ist nichts dabei.* Auch Swedenborg***) betrachtete sich
nur als Sekretär seines Geistes.

Inspirierte Schriften aus der neueren spiritistisch-religiösen
Bewegung sind: Blavatzky, Entschleierte Isis, Leipzig
1907—190§; A. J. Davis, Der Zauberstab, Leipzig 1§68;
ferner nimmt die Begründerin der Christian Science-Beweg-
ung in Amerika Mrs. Eddyf) inspirativen Ursprung ihrer
Schriften an. In der Litteratur des Offenbarungsspiritismus
finden sich zahlreiche Werke, die durch automatisches
Schreiben zustande gekommen sind. Mit vollem Eecht betont
Oesterreich die immer wieder bestätigte Erfahrung,
daß die meisten der auf diese Weise entstandenen Produkte
besonders in der spiritistischen Litteratur minderwertig und
geistig mittelmäßig sind. Allerdings macht das oben zitierte
Werk der Theosophin Blavatzky eine sehr bemerkenswerte
Ausnahme. Mit passiven Einfällen allein kommen hohe
geistige Schöpfungen nicht zustande.

Als eine besondere, von den bisher beschriebenen ab-
weichende Art von Inspiration betrachtet Oesterreich die
„ seelische Innenoffenbarung" (Hand in Hand gehend mit
der Glossolalie und Schriftinspiration). Darunter versteht
er das innerliche Erleben des seelischen Wesens der Gottheit
selbst, eine passive überwillkürliche Einfühlung in dasselbe
(oder in die Person Jesu). Das Nacherleben einer geheiligten
Persönlichkeit verselbständigt sich bei ihr schließlich
so, daß ihr eigene Realität zuerkannt wird. Dieses
Nacherleben der Leiden Jesu im Christentum steigerte sich
bis zu dem Grade, daß mitunter die Nägelmaie und auch
die Seitenwunde des Gekreuzigten physiologisch nachgebildet
wurden.

Die Glut der Frömmigkeit stieg z. B. in Franziskus
von Assisi so stark, daß er taus Liebe und Mitleid in Jesu
verwandelt ward*, ff)

Die Rekonstruktion einer anderen psychischen Individualität
in dieser Form kann sich also zu einem göttlichen
Besessenheitserlebnis mit beseligenden Gefühlen steigern,

») Jon. Ruysbroelrii Schriften, deutsch von Arnold, Offenbach a, M. 1701,
*•) A. d. Linde: Bourgignon, Leyden 1915. S. 22 u S. 245.
*♦•) du Prel, Entdeckung der Seele, Leipzig 1899, Bd. It S 215.
f) M Geiger, Zeitschrift für Reiigionspsycholegie IVfc 191a
ff) Jörgensen: Der heüige Fr*nxiskus von Assisi, Kempten 190&, S. 612.

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