Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 130
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0134
180 Psychiseiie Studien. XL VI. Jahrg. 3. Heft. (März 1919.)

das sein Analogem in der dämonischen Besessenheit findet,
wobei aber dämonische Besessenheit peinvoll empfunden
und mit aller Kraft bekämpft wird.

Nach Oesterreich handelt es sich in solchen Fällen
niemals um ein unmittelbares Erfassen der fremden Persönlichkeit
, sondern um ein Vorstellen derselben.

Ob in den religiösen Erhebungszuständen mehr als die
Einfühlung in das göttliche Wesen, mehr als eine rein subjektive
Erhebung des Individuums eintritt, d. h. ob in ihnen
tatsächlich eine reale Erfahrung des göttlichen Weltgrundes
stattfindet,*) ist für Oesterreich noch eine offene Frage,
für die keine wissenschaftliche Entscheidung getroffen werden
kann.

Von zahlreichen, ja wohl den meisten religiösen Persönlichkeiten
des höheren Typus wird sie als unmittelbar
im Erlebnis enthalten behauptet. Dieselben nehmen, wenn
man es wissenschaftlich formulieren will, das Vorhandensein
evidentieller Wahrnehmung einer göttlichen Macht innerhalb
der Seele in Anspruch (ohne daß dieselbe wohl in ihrem
vollen Umfang ins Bewußtsein tritt). Aber zu wissenschaftlicher
Evidenz ist diese Behauptung bisher noch nicht erhoben
worden; vielmehr handelt es sich dabei, wenigstens was
die Erfahrung der Existenz Gottes betrifft, im wesentlichen
um Glaubenserfahrungen * und „ Glaubensoffenbarungen".

Abweichend von Oesterreich wird der Seligkeitszustand
der mystischen Ekstase mit seiner Steigerung der Erkennt-
nisfähigkeit von dem Psychiater Dr. Bücke**) (Kanada) auf
das Bestehen eines kosmischen Bewußtseins, das für den
Menschen das Hinzukommen einer neuen Funktion bedeutet,
zurückgeführt. Das Hauptmerkmal derselben ist ein Bewußtsein
vom Leben und von der Ordnung im Kosmos. Dasselbe
wird begleitet von einer individuellen Erleuchtung
(Hellsehen), welche schon an sich genügen würde, den
Menschen auf eine neue Existenzstufe zu erheben. Ferner
tritt hinzu ein unbeschreibliches Gefühl von Erhebung,
Weitung. Freudigkeit und Schärfung des sittlichen Bewußt-
seins, sWie eine^ErhebuBg der intellektuellen Kraft

Die Argumentation Oesterreich^ schließt indes keineswegs
die Möglichkeit einer Bewußtseinsberührung mit dem
Transzendenten aus. Es fragt sich überhaupt, worauf

*) Nach James ist es eine Binsenwahrheit der Metaphysik, da£ Gotteserkenntnis
nicht durch logisches Schließen, sondern nur durch inneres Anschauen
erworben wird, d. h, mehr nach Analogie des unmittelbaren Gefühlslebens
als nach Analogie von Lehr- und Schlußsätzen. Vrgl. James I. c. S. 323.

**) Bücke: Cosmic Consciousness: a study in the evolution of the human
mind. Philadelphia 1901. S. 2.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0134