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Oerter: Das Geheimnis des Spukhauses in Oels. 143
halb blieb es ihm auch, wie ich nochmals vbetone, als
logische Folge davon versagt, einen Täter zu ermitteln.
Uns anderen aber, die wir so gerne aus begreiflicher Wißbegierde
das große Fragezeichen beantwortet sehen möchten,
uns zieht unwillkürlich das Goethe wort durch den Sinn:
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie
zuvor". —
Hat nun das ehrliche Forschen Bohns nicht zum Ziele
geführt und kann auch ich nicht so ohne weiteres eine Auf-
klärung aus dem Ärmel schütteln, so bleibt es doch gerade
im Interesse einer ehrlichen Forschung, die alle Anschauungen
und Gründe zu Worte kommen läßt, eine unabweisbare
Pflicht, auch noch etwas zu erwähnen, was
bisher von keiner Seite vorgebracht worden
ist, und zwar einen Umstand, eine Tatsache, die vielleicht
von den Spiritisten wie eine lodernde Fackel begrüßt
werden wird, die hell flammend in das
Dunkel des Spukes von Oels hineinleuchtet,
eine Tatsache, die vielleicht auch Ihnen, Herr Rechtsanwalt
Bohn, bisher unbekannt geblieben ist. Und das ist
Folgendes :
Vor etlichen Jahren lebte in dem Spukhause ein den
Oelsern noch recht gut bekannter Mann — nomina sunt
odiosa —, von dem es hieß, daß er mit Vorliebe jungen
Mädchen nachstelle. Ich habe mit verschiedenen alten
Oelsern darüber gesprochen und diese Tatsache einwands-
frei bestätigt Mten. Ja, ein alter Oelser Bürger er-
zählte mir sogar, daß sein eigenes Kind wiederholt von
jenem Manne belästigt worden sei, wenn es in das Haus
Semmeln tragen ging, so daß er es nicht mehr habe hingehen
lassen. Man erzählte mir weiter, daß die Königliche
Staatsanwaltschaft auf das Treiben des Mannes aufmerksam
geworden sei und daß dessen Verhaftung bevorgestanden
habe. Um sich dieser m entziehen, habe er sich selbst
entleibt und seit jener Zeit »gehe es in dem
Hause um* und zwar besonders dann, wenn
Mieter darin wohnten, die, wie Fenske, junge
Mädchen hätten. Aus diesem Grunde sei es auch zu
er vlären, daß der bläuliche Funke gerade immer hinter den
Mädchen herziehe, und daß das durch mehrfaches eidliches
Zeugnis festgestellte Klopfen und Kratzen in dem Holz der
Bettwände sich hauptsächlich an den Betten der beiden
Mädchen bemerkbar gemacht habe. —
Inwieweit diese Erzählung der alten Oelser geeignet ist,
einen Aufschluß über die geheimnisvollen Spukvorgänge
in der Fenske'schen Wohnung zu geben, das möge dem
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