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Oerter: Da* Geheimnis des Spukhauaea in Oeis.
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Spukhause so seltsam aufgeragt, unruhig und
erschrocken? Wirklich bloß, wie Bohn nach den Ausführungen
Schneiders annimmt, wegen des Regenwassers
und der Wetterfahne? Wenn auch sehr wohl kleine Kinder
leicht sieh mal ängstlich gebärden, so gewinnt doch
derjenige, der die SchneidcrVnen Angaben aufmerksam
studiert, bezüglich dir Ursache des Verhaltens des Kindes
eine andere Autfassung und neigt viel eher der Ansicht
zu, daß das Kind des Zeugen Schneider lediglich unter dem
beängstigenden Eindruck derselben Spuk Vorgänge gestanden
hat, wie die beiden Mädchen des Fenske.
Wer das Bohn'sche Buch gelesen hat, der kann sich
unmöglich dem Eindruck entziehen, daß die Auffassung der
Okkultisten gegenüber der Höhnischen Ansicht viel wuchtiger
und in der Aufklärung restloser wirkt, nämlich die
Auffassung, daß das Geheimnis des Oelser Spukhauses nur
durch das Walten übersinnlicher Kräfte zu erklären ist.
Herr Rechtsanwalt Bohn \\ ird mir selbst beistimmen, wenn
ich unter Hinweis auf die Geschichte jenes angeblich durch
Selbstmord geendeten Mannes sage: Beruht die Lehre der
Spiritisten auf Wahrheit, dann ist in ihrem Sinne der
geheimnisvolle Spuk von Oeis aufgeklärt.
Die Gegenpartei ist also den Beweis für eine natürliche
Aufklärung der Sache schuldig geblieben, denn die
Bohn'sche Beweisführung, wonach der Spuk im Keller oder
in der Waschküche inszeniert worden sei, bricht unter der
Wucht der menschlichen Logik und des gesunden Menschenverstandes
rettungslos zusammen, weil, wie ich nachgewiesen,
einige der Geräusche, wie das festgestellte Klöpfen und
Kratzen in dem Holz der Bettwände nicht im Keller erzeugt
sein können, und weil, wie ich nochmals betone, kein
Mensch mit gesunden Sinnen, auch wenn er noch so erpicht
auf Verübung groben Unfugs ist, Lust hat, sich 50 Tage
hintereinander jeden Tag 14 Stunden in einen dumpfigen
Keller zu setzen und dabei noch das seltsame Glück zu
haben, auch nicht ein einziges Mal bei seinen doch gewiß
nicht geräuschlosen Experimenten erwischt zu werden! Und
der oder die Täter sind auch wunderbarer Weise nicht ein
einziges Mal in den 50 Tagen auf ihrem täglichen Weg
durch den Vorgarten in das Haus gesehen worden, obwohl
sie sogar, was besonders auffällig gewesen wäre, um die
Geigentöne zu erzeugen, einen Geigenkasten, n^indestens
aber eine Geige hätten bei sich haben müssen, denn es sind
Gedgentöne von allen Zeugen gehört worden. Wirklich —
es nimmt einen nicht mehr wunder, wenn die burleske Jagd
nach dem Täter so gänzlich ergebnislos verlaufen ist! D*
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