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146 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 3 Heft. (März 191 .)
auch bei den Klopfgeräuschen im Seminar, wie selbnt Ärzte
sich überzeugt haben, eine natürliche Ursache nicht gehm-
den worden ist, so m u ß eben die Erklärung über unseren
Sinnen liegen, d. h. 3ie muß übersinnlich sein und damit
stehen wir vor den verschlossenen Toren jenes großen
Wunderreiches, in dessen geheimnisvolles Innere die Jünger
der okkulten Wissenschaften einzudringen suchen, ohne
freilich seine gewaltige Größe mit dem Maßstabe des beschränkten
Menschenverstandes messen zu können. Und
doch geht auch in diesem Wunderreiche alles nach ewigen
Gesetzen zu und wer weiß, wie nahe die Zeit ist, wo %r
Spuk und seine Gesetzmäßigkeit aufgehört hat, höhnisch in
das Reich der Ammenmärchen verwiesen zu werden.
Prüfe darum jeder objektiv Denkende und ohne jede
Voreingenommenheit Urteilende, ob der Spuk von Oels
wirklich bloß der grobe Unfug eines Menschen gewesen ist,
der sich 700 Stunden, ohne einmal gesehen zu werden, in
den Keller bezw. das Waschhaus gesetzt hat, oder vielmehr
das sich nach neuen Gesetzen offenbarende Schuldbewußtsein
einer ruhelosen Seele. —
J. Oerter-Öels, jetzt in Görlitz, Obermarkt 5.
Eine Sitzung bei der Seherin von Waltendort
Von Johannes Kasnacich (Gymnasiallehrerin Ragnitz
bei Graz).
über die Person des Mediums verweise ich auf den
Artikel des Prof. Walter im Novemberheft 1918 der „Psychischen
Studien*. — Es war am 30. Jänner. Wenige Wochen
vorher war mein Schwager einem Raubmord zum Opfer gefallen
, deshalb ersuchte mich meine Frau, mich bei der
Sitzung mit dem Verstorbenen in Verbindung zu setzen.
Zu diesem Zwecke nahm ich ein Lichtbild (Ansichtskarte)
des Toten mit.
Gleich zu Beginn der stark besuchten Sitzung bemerkte
ich, daß die meisten der Anwesenden die. Absicht hatten,
Experimente zu veranstalten, gab deswegen den Gedanken,
mit meinem Schwager in Verbindung zu treten, ganz auf
und war von einigen physikalischen Phänomenen, die im
Dunkeln stattfanden, so gefesselt, daß ich bald den Toten
und dessen Lichtbild, welches ich in meiner Tasche trug,
▼ergessen hatte. Als eine Dame den Wunsch äußerte, Berührungen
von Geisterhänden zu erhalten, mußte die Sitzordnung
der Zirkelteilnehmer auf Befehl des kontrollierenden
Geistes »Neil* geändert werden, so daß meine Frau zur
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