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Kasnacich: Eine Sitzung bei der Seherin von Waltendorf. 147
Eechten des Mediums, ich aber diesem gegenüber zu sitzen
kam. Doch vergebens wartete die Dame auf Berührungen.
Wir saßen bei vollem Lichte und harrten der Dinge, die
da kommen Bollter*. als meine Frau plötzlich sagte, sie werde
an ihrem Kleide ungemein stark gerissen. Herren und
Damen, die neben mir saßen, konnten genau eine starke
Spannung an ihrem Kleide beobachten. Als mir meine Frau
zurief, daß die unbekannte Kraft so stark reiße, daß ihr
Koc k in Stücke gerissen werden könnte, bemerkte ich laut,
daß bei den teuren Zeiten der Geist für etwaige Schäden
haften nmsse. Kurz darauf hörte das Zerren aSf, dagegen
wurde ich von einer ungemein derben und kräftigen Hand
beim Knie gepackt und lange so heftig gedrückt, daß ich
starke Schmerzen empfand und ich bereits an eine Störung
durch niedrige Geisteswesen dachte. Niemand erhielt außer
mir Berührungen; ich begann mich aber schon vor Schmerzen
auf meinem Sessel zu winden. Endlich hörten jene auf,
ich fühlte, daß mein rechtes Knie leicht betupft wurde, im
gleichen Augenblicke hörte man ein Stück Kreide, das unter
Sem TischkLz gelegen w», zu Boden fallen, 'ich erhob
mein rechtes Knie über den Tischrand; ein großes E stand
auf meiner dunkelblauen Hose mit Kreide geschrieben.
Beim Anblicke des „E* durchzuckte mich das Wort »erinnere
dich*. Ich frug, ob dies ein Zeichen sein sollte, um
mich an das Experiment, welches ich vorhatte, das jedoch in
"Vergessenheit geraten war, zu mahnen. Ein lauter Klopfton
bejahte meine Frage. Wir begaben uns auf unsere
früheren Plätze, ich legte das Lichtbild und meinen Blei-
Hiit auf das Tischkreuz Darauf hin wurde in Klopftönen
(junkelheit verlangt. Nach wenigen Sekunden hörte ich
auf dem Tisch vor mir ein leises Geräusch. Gleich darauf
wurde in Klopftönen Licht veilangt. Das Lichtbild lag
auf der Kehrseite vor mir, daneben war mein Bleistift. In
deutlicher großer Schrift waren auf der Ansichtskarte die
Worte „ich bin* zu lesen. Meine Frau erkannte sofort die
Schrift als die ihres verstorbenen Bruders.
Nun entspann sich ein Zwiegespräch zwischen mir
und dem Toten, das seinerseits in Klopflauten geführt
wurde.
„Very (so nannten wir den Verstorbenen), bist Da
hier?** — „Ja!* ~ „Das freut mich aber unendlich. Gott
zum Gruß!"* — »Gott zum Gruß!* — »Wie geht es Dir,
lieber Very; gut?* — „Nein". — „Aber schau, es wird
nicht so übel sein. Du bist halt etwas unvorbereitet hin-
ttbergekommen und kannst Dich nicht recht dreinfinden.
Es wird schon besser werden."
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