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148 Psychische Studien. XLVI. Jahrg. 3. Heft, (März 1919.)
Der Zirkelleiter fordert mich auf, den Toten zu fragen,
ob wir ihm irgendwie helfen können. Ich stelle die Frage:
Er antwortet: „Ja!" — „Durch unsere Gedankenkraft?" —
„Ja!" — „Sollen wir für Dich beten?" — „Ja!" — Wir
machen dunkel, konzentrieren unsere Gedanken und beten.
Es waren so viele Sektinden vergangen, als iQOtwendig sind,
um ein Vaterunser zu beten, als ein furchtbarer Schlag von
einer starken Männerhand auf die Tischplatte erfolgte.
Meine Frau, die neben mir saß, flüstert mir m, daß es die
Hand ihres Bruders sei, der, wenn er erregt jpar, zu Haus
immer so auf den Tisch zu schlagen pflegte.
Es wird Licht gemacht. Ich frage den Toten, ob er
auf den Tisch geschlagen habe und ob es ein Zeichen sein
solle, daß unser Gebet ihm geholfen habe, Es wird ,ja*
geklopft. Ich frage ihn wreiter, ob er damit einverstanden
sei, daß ich seinen Angehörigen seinen Gruß übermittle.
Es erfolgt ein starker heller Klopf Jaut als Bejahung.
Ich bitte ihn. ob es ihm möglich sei, diwh Vermittlung
des kontrollierenden G%°istes ^Nell* dem Medium
Flammenschrift erscheinen zu lassen und auf diese Weise
eine Botschaft an seine Eltern mitzuteilen. — Es wird bejaht
. — Hierauf wird Dunkelheit verlangt. — Wir warten
gespannt auf die Flammenschrift, die jedocti nicht erscheinen
will Dagegen gibt das Medium bekannt, um mich herum
lauter Lichter zu sehen, während ich die Empfindung habe,
daß kalte Strömungen mich umwehen. Bald darauf hören
wir, daß auf dem Tische mit Kreide geschrieben wird. Ich
muß hier noch bemerken, daß wir bei Dnnkelskzungen zur
gegenseitigen Kontrolle Kette bilden. In Klopf.auten wird
nach Licht verlangt. Auf dem Tisch ist eine undeutliche
Unterschrift zu lesen, rechts von dieser der Name „Neil".
Während wir mit dem Entziffern der Schrift beschäftigt
sind, entdeckt einer der Anwesenden, daß mit der Kreide
ein Pfeil auf den Tisch gezeichnet worden war, der genau
auf die Plätze, die meine Frau und ich einnahmen, hinwies.
Damit war uns der Schlüssel gegeben und ich konnte
den Namen „Very" lesen. Ich bemerkte lau*, daß der Verstorbene
wohl erkannt habe, daß ihm seine Unterschrift
mißlungen war und er, um uns zum richtigen Lesen zu
verhelfen, den Pfeil gezeichnet habe. Kaum hatte ich diese
Bemerkung fallen gelassen, als der Tisch zum Zeichen der
Bejahung einen Sprung machte.
Ich fragte meinen Schwager, ob es richtig sei, daß er
seinen Namen geschrieben und den Pfeil gezeichnet habe.
Ein Klopflaut bejahte meine Frage. Es wurde nun wieder
Dunkelheit verlangt. Unter dem Tisch befand sich eine
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