Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 158
(PDF, 171 MB)
Bibliographische Information
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158 P*vchi«€he Studien. X? VI. Jahrg. 8. Heft. «März lMy

Napoleon umgebenden Adjutanten allerhand andere kotmiizierte
Gehirn- und Nervenprozesse auslösen, die ihrerseits wiederum alle
möglichen anderen physischen Folgen haben, wie Schenkeldruck,
Galopp, Befehle, Schießen, Vorrücken, Wunden, Tod, Flucht und
Verfolgung. Allerdings lauten nebenher allerlei psychische Vorgänge
, wie Vorstellungen, Gemütserregungen, Willensimpulse
Schmerzempfindungen usw., alles das läßt sich nicht leugnen, aber
sie haben nicht den geringsten Einfluß auf das physische Geschehen.
Nicht Napoleons Genie hat die Schlacht gewonnen, sondern das
Ergebnis kam durch eine mechanische Verkettung physischer Prozesse
notwendig zustande, in denen auch einige Molekülumlager«
ungen in Napoleons Gehirn, Nerven und Muskeln enthalten sind.
Wenn gemäß dem Parallelismus nicht notwendig den physischen
Geschehnissen im Gehirn etwas Psychisches parallel gehen müßte,
dann könnte man sagen, es würde alles genau so verlaufen sein,
wenn diese psychischen Vorgänge gar nicht vorhanden gewesen
wären, denn der allein entscheidende physische Zusammenhang
wäre der gleiche. —

Ehe wir uns recht von der Überraschung erholen, wollen wir
gleich noch ein zweites Beispiel geben. Wenn ein Examinator und
ein Examinand miteinander sprechen, der eine Fragen stellt, die
der andere „richtig" beantwortet, so darf beileibe nicht die Sache
so aufgefaßt werden, als hätte die vom Examinator in Form von
Lufterschütterungen von sich gegebene Frage ein „Verstehen* zur
Folge, an das sich dann ein Nachdenken und die Bildung einer
sinngemäßen Antwort schlösse, die als letztes Glied Mundbeweg-
mngen und Lufterschtitterungen zur Folge hat. Auch hier muß in
Konsequenz der Geschlossenheit der physischen Ursachenkette
alles Psychische ausgeschaltet werden. Wir haben es demgemäß
■ur mit vom Examinator ausgehenden Schallwellen zu tun, die in
Ohren, Nerven und Gehirn des Examinanden Prozesse chemisch-
physikalischer Art auslösen, die schließlich zu Sprechbew egungtn
führen, die wir Antwort zu nennen pflegen. Aber mit all dem hat
das, was wir Psychisches nennen, nichts zu tun, dies hat aul die
physischen Prozesse nicht den geringsten Einfluß; all das was wir
Absicht, Überlegung, Zweifel, Entschluß nennen, läuft einflußlos
nebenher. Die Richtigkeit oder Falschheit der Antwort hängt nicht
von den Kenntnissen, Klugheit und Geistesgegenwart oder den
gegenteiligen Eigenschaften ab, sondern nur von der augenblicklichen
Konstellation in Gehirn und Nervenzellen. Ja, Ausdrücke
wie „richtig" und „falsch" entbehren eigentlich allen Sinne«, ein
physischer Vorgang kann nicht richtig oder falsch sein, er ist nur
tatsächlich und notwendig. —

Diese Konsequenz des Parallelismus ist so paradox, daß der
Leser, der derartiges zum ersten Male liest, das Ganze für einen
grotesken Scherz sehier Gegner halten könnte. Doch ist dem nicht


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