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Ohümver: Die Geistlichkeit und der Spiritismus. 16&
Als besonders belastend wird von Pfarrer Namenhauer
erwähnt: „Ich selbst habe dreimal versucht, sowohl durch
den Verlag als auch durch Herrn Ohlhaver, Zutritt zu
spiritistischen Sitzungen zu erhalten.* Ich weiß nicht, was
Pfarrer Namenhauer veranlaßt hat, diese knappen Angaben
zu wählen, die Mißverständnissen weitesten Spielraum
lassen.
Er richtete einige Briefe an mich und an den Verlag,
und auf jedes dieser Schreiben erhielt er in höflicher und
liebenswürdiger Form erschöpfenden Aufschluß. Ich gebe
ihm anheim, seine Briefe und die Antworten zu veröffentlichen
, damit sich jedermann ein eigenes Urteil zu bilden
vermag. Pfarrer Namenhauer hat einen Vorzug genossen,
desse/sich nicht jeder rühmen kann, der Briefe an mich
gerichtet hat. Im Laufe von 30 Monaten erhielt ich rund
35000 Zuschriften, deren Erledigung über meine Kräfte
hinausging. Der weit überwiegende Teil dieser Briefe ward
beantwortet. Aber mancher, darunter sogar prominente
Persönlichkeiten, ist ohne Antwort geblieben. Das" ließ sich
zu meinem eigenen Leidwesen nisht vermeiden. Um alle
Briefe ausführlich zu beantworten, hätte ich für diesen
Zweck einen Stab von|Ange3tellten halten müssen. Hinzu
kommt, daß ich daneben, und nicht zuletzt, auch berufliche
Aufgaben zu erfüllen habe.
Zur Entscheidung, auf welcher Seite eine Unlauterkeit
zu suchen ist, werden folgende Angaben beitragen: Pfarrer
Namenhauer hat alle seine Briefe nur mit seinem Namen
gezeichnet und an keiner Stelle, auch nicht auf der Bückelte
der Briefumschläge, wo er Namen und Adresse des
Absenders verzeichnete, findet sich der leiseste Hinweis auf
seine amtliche Stellung. Erst aus seinem Zeitungsartikel
ersah ich, daß es sich um einen Pfarrer handelt. Er schreibt
mir, daß er den Spiritismus aus innerstem Interesse kennen
zu lernen wünscht. Er hat kein Recht, Klage darüber zu
führen, wenn ihm das nach Kenntnis seines Aufsatzes niemand
mehr glaubt. Es ist nunmehr klargestellt, daß er
mir seine Amtsbezeichnung mit Absicht verschwieg und
das innerste Interesse für den Spiritismus nur vortäuschte.
Er erhielt auf jeden seiner Briefe bündigen Aufschluß in
höflichen und liebenswürdigen Formen. Erst als er mich zu
zwingen suchte, ihn zu empfangen, und daran die Drohung
loüpfte, daß er im Falle der Ablehnung für alle daraus
folgenden Konsequenzen die Verantwortung ahlehne, erhielt
er auf diesen Erpresssungsversuch auf offener Postkarte
durch den Verlag eine angemessene Zurechtweisung mit
folgenden Worten:
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