http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0184
180 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 4.-5. Heft. (April-Mai 1919.)
durch passende Wahl beider erreichen, daß «sich ihre Wirkungen
aufheben. Kennt man die Stärke der Felder, so kann man daraus
leicht die Geschwindigkeit eines solchen Teilchens berechnen, ferner
den Quotienten e aus Ladung und Masse v; er schwankt, nach
m
dem Verdünnungsgrade, zwischen Va—/io Lichtgeschwindigkeit,
also zwischen 100.000 km bis 30.000 km in der Sekunde,
e
m ist bei allen Kathodenstrahlen fast konstant, etwa 1700mal so
groß als beim Wasserstoff jon. Die Ladung e hat sich aber bei beiden
mit 3,1 X10 elektrostatistischer Einheiten als gleich erwiesen.
Wenn aber * im ersten Fall etwa 1700mal größer ist, e aber
gleich bleibt, so ist die mathematische Folge, daß die Masse m
1700 mal kleiner sein muß. Und diese winzige Masse ist die eines
Elektrons, das man als Atom der Elektrizität aufgefaßt hat.
Neben den Kathodenstrahlen entstehen in solchen Vakuumröhren
noch andere Strahlungsarten. Besteht die Kathode aus einer
Art Sieb, so kommen aus dessen Kanal in der den Kathodenstrahlen
entgegengesetzten Richtung die sogenannten Kanalstrahlen
heraus Genaue Messungen haben ergeben, daß es sich hier nicht
um negative Jonen handelt.
Besteht die Anode aus einem leicht verdampfbaren Salz, so
gehen von ihr Strahlenbüschel aus, die durch die Metaltjonen herrlich
gefärbt erscheinen. Sie führen den Namen Anodenstrahlen.
Werden Drähte erhitzt, so senden sie während der Rotglut
positive Jonen aus, hingegen geben bei Weißglut negative Elektronen
den Ausschlag.
Kehren wir jedoch wieder zu den Kathodenstrahlen zurück.
Sie haben eine Eigenschaft, deren Entdeckung von ungeheurer
Tragweite gewesen ist. Treffen nämlich die Kathodenstrahlen auf
einen festen Körper, so werden sie zur Quelle einer neuen Strahlung
, die jedoch von g*nz anderer Natur ist. Es sind dies die im
Jahre 1895 von Röntgen entdeckten X-Strahlen, die jedoch unter
seinem Namen als Röntgenstrahlen bekannter geworden sind.
Zu ihrer Erzeugung bedient man sich besonderer Röhren.
Als Kathode dient ein Hohlspiegel, der die Kafhodenstrahlen auf
einen gegenüberliegenden Platinspiegel wirft; auf letzterem entstehen
die Röntgenstrahlen, die durch seine Stellung nach außen
reflektiert werden.
Verschiedene Körper, die von Röntgenstrahlen überflutet
werden, zeigen Fluoreszenzerscheinungen. So leuchten Rubine,
Granaten, Diamanten etc. hell auf. Desgleichen Zinkblende und
Bariumplatinzpanür. Das letztere Salz dient, auf Karton gestrichen,
als Schirm zum Nachweis der Strahlen. Bringt man irgend einen
die Strahlen absorbierenden Körper zwischen Röhre und Schirm,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1919/0184