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Scheuamzky: strahl öiigserscheinungen.
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zum positiven Pole mit bedeutend geringerer Ablenkung. Unbeeinflußt
gehen aber die /-Strahlen ins Unendliche hinaus.
Die Natur und die Eigenschaften der «, ß und /-Strahlen sind
von einander grundverschieden. Im Folgenden sollen sie kurz
charakterisiert werden.
Die «-Strahlen erweisen sich durch die starke Ablenkung zum
negativen Pol als positiv geladene Materie. Im Jahre 1909 wurde
von Rutherford gezeigt, daß es sich hier um positive Jonen handelt
, deren materielles Substrat das bekannte Edelgas Helium ist.
Die «-Strahlen haben ein geringes Durchdringungsvermögen (ca.
1 : 100 : 1000 = «:£:;). Auch ihr Jonisationsbereich ist nicht
groß; es schwankte je nach dem Strahlungsobjekte zwischen
4-8 cm; das heißt die Entfernung der Platten P, und P.» (Fig. 2)
darf in den verschiedenen Fällen höchstens 4—8 cm betragen,
wenn noch ein Strom übergehen soll.*) Treffen die «-Strahlen
auf einen fluoreszenzfähigen Körper, so wird dieser zum Leuchten
gebracht; unter diesen nimmt die Zinkblende (Sidotblende) eine der
ersten Stellen ein. Um dieses Aufleuchten zu zeigen, hat Crookes
einen kleinen, hübschen Apparat konstruiert, der „Spinthariskop"
genannt wird. Er besteht aus einer Metallhülse, deren Boden aus
einem Stück Zinkblende gebildet wird. In der Mitte trägt ein
kleiner Zeiger eine winzige Menge eines Radiumsalzes. Die von
ihm ausgehenden Strahlen treffen auf den Sidotschirm, der dadurch
stellenweise zum Aufleuchten gebfacht wird; denn jedes ^-Teilchen
ruft einen Lichtblitz hervor. Durch eine aufgeschraubte Linse kann
dieses hübsch beobachtet werden. - Die photochemische Wirksamkeit
der / -Strahlen ist ziemlich beträchtlich. Ihre Geschwindigkeit
schwankt zwischen V.'o und J/io der des Lichtes.
Anders die ^-Strahlen. Auch sie sind materiell und nach der
Ablenkung zum positiven Pol hin als negativ geladen zu betrachten
. Sie haben sich als negative Korpuskeln, also als natürliche
Kathodenstrahlen erwiesen. Ihre mittlere Geschwindigkeit wurde
mit 1,6X10 0 cm pro Sekunde ermittelt. Die -Strahlen werden
explosivartig aus dem Atome ausgeschleudert. Bei diesen Vorgängen
treten nun als Ätherwellen die ; -Strahlen auf.
Diese sind daher als natürliche Röntgenstrahlen zu betrachten.
Für sie ist das starke Durchdringungsverr. Sgen charakteristisch.
Schon Rutherford gibt an, daß man die /-Strahlen durch 7 cm
Blei, 9 cm Eisen und 150 cm Wasser schicken müsse, um ihre
Durchdringungskraft um bloß 1°0 herabzudrticken. Infolge dieser
hohen Durchdringungskrafi sind die -/-Strahlen für „Röntgenaufnahmen
* nicht geeignet. Während nämlich die Röntgenstrahlen
*) Voraussetzung ist, daß es sich um ein Präparat handelt, das nur
«-Strahlen aussendet.
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