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Sebemiazky: Strahlungserseheimiogen. 187
Grenze der Materie um eine Stufe herabgesetzt; die letzten Bausteine
, die wir heute kennen, sind Teilehen, die selbständig als
elektrische Energie aufzutreten vermögen. Das Atom gleicht, in
der heutigen Auffassung, einem Sonnensystem; in der Mitte desselben
befindet sich ein positiver Kern, um den negative Elektronen
schwingen. Die Anzahl der schwingenden negativen Elektronen
ist mit dem Atomgewicht des Elementes, bzw. mit
dem Molekulargewicht der betreffenden Verbindung in
bestimmtem Zusammenhange. Dies war wohl der wichtigste
Befund!
Nach diesen eben entwickelten Anschauungen vom Atome ist
die Erklärung der radioaktiven Erscheinungen nicht schwer. Nur
Elemente mit hohem Atomgewichte zeigen sie. In der Zeit, als
unser Planet sich von der Sonne trennte, um im Raum ein eigenes
Dasein zu fristen, da haben sich wahrscheinlich erst die Elektronen
zu verschiedenen Verbänden vereinigt und die Elemente gebildet.
Freilich waren damals die Energieverhältnisse und die äußeren
Einflüsse ganz anders; größere Mengen kinetischer Energie standen
zur Verfügung. Aber langsam, im Laufe der Zeiten geht die
kinetische Energie verloren und reichert sich die potentielle an.
Ein sicherer, langsamer Tod breitet sich über das All.....Bis
plötzlich von anderen Welten her ein Anstoß kommt, der die potentielle
Energie wieder kinetisch macht; neue Himmelskörper
entstehen, aus chemischen Reaktionen wächst ein neues Geschlecht
des Lebens heran... Und so ist es natürlich, daß unter geänderten
Bedingungen die damals stabilen Elemente heute zu labilen
werden; und so ist es natürlich, daß sie die stabile Form zu erreichen
suchen, und aus ihrem Systeme Elektronen lösen.
Was ist nun die stabile Form der radioaktiven Elemente?
Was ist ihr Endprodukt?
Frühzeitig hat die Wissenschaft schon ihre Blicke auf ein
Element gerichtet, das* selbst inaktiv, dennoch ein steter Begleiter
radioaktiver Substanzen ist: das Blei. Sollte das Blei das Endprodukt
sein? Das Radium gibt während seines Lebensprozesses
fünf Heliumatome ab. Das Atomgewicht des Radiums (226,4) muß
daher um 5X4 = 20 vermindert werden.
226,4
—20
~206,4 ™
Und dieses Atomgewicht ist das des Bleis!! (206,9). Das Blei
scheint also tatsächlich das Endprodukt radioaktiver Prozesse darzustellen
.
Das Radium hat eine mittlere Lebensdauer von etwa 2900
Jahren, d. h. in dieser Zeit würde die Aktivität des Radiums
auf die Hälfte gesunken sein. Die vorhandene Radiummenge
ist aber konstant; es muß daher stets eine Neubildung desselben
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