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D&r: Die Wirkung in die Ferne
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Auf dem Gebiete der Beeinflussung liegt die alltägliche
Tätigkeit des Kaufmannes, des Verkäufers.
Prentice Mulford sagt in seiner Schrift, betitelt: „Der
Unfug des Lebens*: „Viel Zierunrat kaufte ich anfänglich
unter dei| Banne jener kleinen kommerziellen Magier —
der Kommis.* Dann weiter: „Man muß eintreten mit
hellster Gegenwart, mit dem Druck des Entschlusses, um
der schweigenden Gewalt dieser Leute erfolgreich standhalten
zu können/
Wie richtig sind diese Beobachtungen! Der Verkäufer
muß und will verkaufen, er hat keine andere Gedanken.
Sein ganzer Sinnes- und Empfindungsapparat ist für
diese Regung eingestellt, und das fortwährende Bestreben
in dieser Richtung hin läßt ihn immer stärkere Willenswellen
ausscheiden, die in Tätigkeit treten, sobald sich ein
empfangender Emp£ndungsapparat (des Käufers) einfindet.
Wenn man nur aufs Geratewohl m einen Laden tritt und
nicht eine in jeder Hinsicht festgefaßte und bestimmte Absicht
bezüglich des zu kaufenden Gegenstandes hat, so kann
man sicher sein, etwas zu kaufen, was man eben weder
wollte noch gebrauchen kann.
Auf diese Erscheinung im täglichen Leben, zielt Dr.
Heinrich Pudor in seinem Büqhlein „Käuferregeln* hin, indem
er unter den 16 festgelegten Regeln als zehnte den
Satz aufstellt: * * *
„Man kaufe erst, wenn man sich klar gemacht hat,
was man haben will und wie man es haben will/
Mein Vater war Kaufmann alten Schlages. Stets sagte er
seinen Gehilfen, wenn sie sich damit brüsteten dies oder jenes
gut an den Ma'nn gebracht zn haben. ,Das ist keine Kunst
zu verkaufen, was der Käufer haben will, wenn es am Lager
ist. Verkaufe, was der Käufer eigentlich nicht haben will.*
Und seine Gehilfen mußten ihren Willen an anderen Leuten
stetig üben, wie jemand, der seine Körperkräfte für eine
körperliche Leistung übt. — Leute, die ihren Willen der
in den Willenswellen zum Ausdruck kommt, auf andere
übertragen müssen, weil dies ihr Beruf ist, und bei denen
es heißt: „Lerne erst selbst dienen, um befehlen zu können*6,
sind dies nicht immer im Stande, weil sie das innere Wesen
der Sache nicht erfassen. Sie selbst erlernen das Dienen
Klimate) zuzuschreiben. Daß bei verschiedenen Äußerungen des Gehirns
(den Willens wollen) Düfte entstehen, soll nicht in Abrede gestellt werden,
der damit einhergehende regere Blutumlauf hat eine lebhaftere Ausscheidungstätigkeit
, eine höhere Temperatur und damit Ausdünstungen zur Folge.
Aber eine Differenzierung, welche sich nach der Richtung und Zweck der
Willensäußerung richtet, findet nicht statt.
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