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D£r: Die Wirkung in die Ferne.
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wie gerädert; die auf sie eindringenden, vielfachen Willenswellen
wohlwollender, oft mißgünstiger Natur müssen aufgenommen
, resorbiert oder niedergekämpft werden und dies
bringt die eigene Willenstätigkeit in Verwirrung. Habe
ich doch dies an mir selbst erfahren können. Als ich 1916
heil auf Urlaub nach Hause kam und in einen Straßenbahnwagen
voller Leute stieg, die wohl zum größten Teile
Angehörige im Felde stehen hatten, so konnte ich nach
einer Weile die mißgünstigen Willenswellen empfinden,
während dieses Gefühl ausblieb, als ich im Kxiegsjahr 1917
schwer auf einen Stock gestützt, wieder Untermenschen
erscheinen konnte.
Den Einfluß der fremden Willenswellen können wir
nur so abweisen, wenn wir unsere Willensäußerung einer
ganz bestimmten Richtung zuwenden, selbst wenn es nur
der bekannte Versuch ist, eine uns mit dem Rücken zugekehrte
Person zum Umsehen zu veranlassen.
Anmerkung zum vorhergehenden Abschnitt
Die alte dualistische Seelenlehre, die bei Kant zum
Ausdruck kommt, sagt: »Der Anfang des Lebens ist die
Geburt, dieser ist aber nicht der Anfang des Lebens der
Seele, sondern des Menschen.« Das Ende des Lebens ist
der Tod; dieser ist aber nicht das Ende des Lebens der
Seele, sondern des Menschen. Geburt, Leben und Tod
sind also nur Zustände der Seele. (Du Prel: Kants Vorlesungen
über Psychologie 75, 76, 79 zit. bei Du Prel:
Das Rätsel der Menschen S. 34.) Die neuere Eichtung des
Okkultismus, insbesondere die amerikanische (Thomas Jay
Hudson) knüpft anscheinend an die mittelalterlichen Okkultisten
an, so an Paracelsus: „Also merket auf, daß zwei
Seelen im Menschen sind, die ewige und die natürliche;
das ist zwei Leben.* Ähnlich ist die Auffassung der ,Vitalisten
*, von denen später die Rede sein wird.*)
(Fortsetzung folgt.)
* *
*
*) Vergl. die besonders verdienstvolle Arbeit: „Geburt und Tod als
Wechsel der Anschauungsform oder die Doppelnatur des Menschen" von
L. B. Hellenbach. II. Auflage, 1897. Leipzig, Oswald Mutze.
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