Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
46. Jahrgang.1919
Seite: 238
(PDF, 171 MB)
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238 Psychische Studien. XL VI. Jahrg. 4.-5. Heft. (April-Mai 1919.)

gleich große Männer Musketenverehrer sein mögen. Und es ist
positiv gewiß, daß die Waffe, die keiner anderen Waffe bedarf,
nämlich das Gesetz der Liebe und Gerechtigkeit allein
eine sittlich einwandfreie Umwälzung bewirken kann.* Sehr
wahr sagt Kut Hung Ming, daß die Völker Europas in Ermanglung
einer brauchbaren Moral die Anwendung der physischen
Gewalt zur Aufrechterhaltung der bürgerlichen Ordnung nötig
hätten, der Gebrauch der physischen Kraft aber zum Militarismus
und dieser wieder zum Kriege führe, der Zerstörung und Verwüstung
bedeute, und daß sie demnach nur die Wahl hätten, entweder
durch den Militarismus oder die Anarchie zu gründe zu
gehen.

Aus diesem Dilemma, das für die Völkischen nicht zu existieren
scheint, denn ihre Bestrebungen bewegen sich in einer ganz anderen
Richtung, gibt es tatsächlich keinen anderen Ausweg, als den,
welchen Emerson bezeichnet, nämlich die Rückkehr zur wahren
Moral.

Für den Völkischen ist es selbstverständlich viel wichtiger,
daß der geniale Philosoph Friedrich Nietzsche, der die Moral in
ihr Gegenteil verkehrte, ein Deutscher war, als daß er durch
moralische Begriffsverwirrung und Demoralisation unter seinen
Landsleuten, namentlich den jüngeren, unermeßlichen Schaden
stiftete, der damals schon sehr offenkundig gewesen sein muß,
indem sich der bekannte Forschungsreisende Dr. Hübbe-
Schleiden veranlaßt fühlte, in einem Artikel der von ihm
herausgegebenen Zeitschrift „Sphinx" mit der Überschrift:
„Friedrich Nietzsche, Gründeutschlands Verführer" gegen ihn aufzutreten
und seine Landsleute vor ihm zu warnen.

Wie man aus meinen Ausführungen ersehen wird, ist es nicht
die Höhe des Standpunktes, sondern sind es die verschiedenen Gesichtspunkte
, von denen aus man eine Sache betrachtet, was uns
zu verschiedenartigen Auffassungen derselben gelangen läßt; in
einer Zeit des moralischen Niedergangs ist es übrigens immerhin
sehr möglich, daß man den nationalen Standpunkt höher erachtet
als den moralischen.

Es bleibe dem Leser anheimgestellt, darüber iu entscheiden,
was einer Nation mehr frommt, sich von ethischen oder von rein
völkischen Grundsätzen leiten zu lassen. —

Den internationalen Charakter von Philosophie, Wissenschaft,
Technik und Kunst sucht Prof. Driesch wie folgt zu begründen:

„Geht nicht die Geschichte der Philosophie und der Wissenschaft
, wenigstens in Europa, ihren fortschreitenden einen Gang
unbekümmert um alles ,Nationale* und zwar gerade da am meisten,
wo es sich um ihr Bestes handelt? In der griechischen Philosophie
gibt es alle nur erdenklichen Richtungen: welche ist die
^nationale"? In der neueren Philosophie stellen die Werke dreier


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